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60Plus | Im Blickpunkt | Dezember, 2017
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Josef, lieber Josef mein

Weihnachtsausstellung im Landesmuseum in Vaduz bis am Sonntag, 7. Januar 2018

Heiliger Josef, Patron der Kapelle St. Josef in Planken

Unter dem Titel «Josef, lieber Josef mein – Weihnachten im Landesmuseum» präsentiert das Liechtensteinische Landesmuseum auch in diesem Jahr eine Weihnachtsausstellung und würdigt damit den Heiligen Josef von Nazareth.

Die über 40 ausgestellten Objekte stammen aus der Sammlung des Landesmuseums oder sind Leihgaben von Liechtensteiner Museen, Pfarreien und Privatpersonen. Die Ausstellung beleuchtet die breite Bedeutung des Heiligen Josef, die er über die Jahrhunderte nicht nur in der Kirche, sondern vor allem auch im Brauchtum und in der Volksfrömmigkeit erfahren hat. Anhand von Kloster- und Wachsarbeiten, Bildern, Skulpturen, Andachtsbildchen und Fotografien wird deutlich, wie vielfältig die Person und die damit verbundenen bildlichen Darstellungen des Heiligen Josef waren – und sicher heute auch noch sind. So ist Josef von Nazareth als Vater, Zimmermann, Fürbitter, Namenspatron und Feiertagsheiliger, aber auch als Sterbeheiliger zu sehen.

Flucht nach Ägypten, Wachsarbeit unter Glassturz.

«Josef, lieber Josef mein» ist der Anfangstext eines deutschen Weihnachtliedes, das heute wohl nicht mehr zu den bekanntesten zählt. Dessen eingängige Melodie geht auf den mittelalterlichen Choral «Resonet in laudibus» zurück und entspricht dem Typus des Kindelwiegens. So ist «Josef, lieber Josef mein» denn auch als ein Wechselgesang zwischen Maria und Josef aufgebaut, die gemeinsam das neugeborene Jesuskind wiegen. Als Auftakt zur Ausstellung ist daher auch eine kleine Krippenszene zu sehen: Maria, Josef, das Jesuskind in der Krippe sowie Hirten und Engel. Josef und seine Anwesenheit in der eigentlichen Weihnachtsgeschichte rund um die Geburt von Jesus werden in den Evangelien von Matthäus und Lukas beschrieben. Dort kommt ihm allerdings eher eine bescheidene Rolle im Hintergrund zu. Namentlich erwähnt wird er beim Besuch der Hirten: «Und sie kamen eilends und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.» (Lk 2, 16).

Überhaupt ist in den Evangelien des Neuen Testaments über Josef von Nazareth nicht allzu viel zu erfahren. Die Ankündigung der Geburt Jesu beschreibt Matthäus, im Unterschied zu Lukas, aus der Perspektive von Josef, dem im Traum der Engel des Herrn erscheint: «Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben.» (Mt 1, 20–21). In den Kindheitsgeschichten zu Jesus, die bei Matthäus und Lukas festgehalten sind, tritt Josef nochmals in Erscheinung, so zum Beispiel bei der Flucht nach Ägypten oder bei der Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel. Josef wird dabei als Beschützer seiner Familie beschrieben, der sich, zusammen mit Maria, sehr um seinen Sohn sorgt und kümmert. Im weiteren Verlauf der biblischen Überlieferung verschwindet Josef indessen aus den Evangelien und wird nur nochmals erwähnt, als Jesus im Erwachsenenalter in Nazareth predigt und dort über seine Eltern erkannt wird: «Ist er nicht eines Zimmermanns Sohn? Heisst nicht seine Mutter Maria?» (Mt 13, 55).

Holzskulptur Josef als Zimmermann aus dem ehemaligen Wohnheim Resch in Schaan.

Gebetsbuch mit Gebeten zum Heiligen Josef.

Weitaus informativer als das Neue Testament sind einige der apokryphen Evangelien, die in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt entstanden sind, aber nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden. Das «Protevangelium des Jakobus», die «Kindheitserzählungen des Thomas» und das «Pseudo-Matthäusevangelium» erzählen ausführlicher von der Kindheit Jesu. Und im Unterschied zu den kanonisierten Evangelien kommt Josef in diesen Erzählungen sogar selbst zu Wort. Weitaus am ausführlichsten ist die apokryphe Schrift «Die Geschichte von Joseph dem Zimmermann». Sie berichtet aus der Perspektive des erwachsenen Jesus von dessen Kindheit. Dieser erzählt dabei auch von seinen Eltern: «Ich nannte aber Maria meine Mutter und Joseph meinen Vater.» (GJ XI, 3). Der Aspekt der Vaterschaft war für die Westkirche über lange Zeit theologisch äusserst problematisch. Dies änderte sich erst im Laufe des späten Mittelalters und führte – verglichen zur Ostkirche – eher spät zur kirchlichen Verehrung des Heiligen Josef. Ein wichtiger Schritt erfolgte dabei unter Papst Sixtus IV., der 1479 den 19. März zum «Josefstag» erklärte. Dieser wurde 1621 von Papst Gregor XV. zum gebotenen Festtag erhoben und 1714 von Papst Clemens XI. für die gesamte katholische Kirche vorgeschrieben. Damit war gleichsam die grosse kirchliche Bedeutung des Heiligen Josef eingeläutet, die noch bis heute mitschwingt: In Liechtenstein wird an «Josefi» seit den 1950er-Jahren – zusammen mit Italien, Spanien, Portugal und Kroatien – der Vatertag begangen.

Zur Förderung des Josef-Kultes beigetragen hat neben weiteren päpstlichen Erlassen – 1870 die Erhebung des Heiligen Josef zum Schutzpatron der Katholischen Kirche sowie 1962 die Aufnahme des Heiligen Josef in den römischen Messkanon (Canon Missae) – auch das 1692 in Wien erschienene Buch «Amores Josephini» der Jesuiten. Dieses beinhaltet u.a. fünfzig Kupferstiche, die Josef als liebevollen, spielenden und lehrenden Vater festhalten. Daraus entwickelte sich in der Folge die bildliche Darstellung der häuslichen Heiligen Familie, die Josef als Zimmermann mit Holz und Werkzeug sowie Maria am Spinnrad oder mit Spinnroggen zeigt. Zwischen ihnen befindet sich Jesus als Kind, in manchen Darstellungen ebenfalls mit Holzbearbeitungswerkzeug ausgerüstet. Gerade in der Volksfrömmigkeit erfuhr diese Darstellung, unterstützt durch das Aufkommen der für breite Schichten erschwinglichen Druckgrafiken, eine grosse Verbreitung. Als sogenanntes Schlafzimmerbild wurde es dank seines langrechteckigen Formats in vielen Schlafkammern über dem Ehebett aufgehängt.

Ein weiterer Aspekt in der Verehrung des Heiligen Josef ist seine Funktion als Schutzheiliger und Namenspatron. Daran beteiligt waren auch die Schriften der spanischen Mystikerin und Karmelitin Teresa von Ávila (1515–1582) und ihr 1649 in Deutsch erschienenes «Buch meines Lebens», worin sie schreibt: «Es ist zum Staunen, welch grosse Gnaden mir Gott durch diesen glückseligen Heiligen geschenkt hat, und wie er mich aus Gefahren für Leib und Seele errettet hat.» (Vida, 6, 6). Die starke Verbindung der Karmeliten mit dem Haus Habsburg liess den Heiligen Josef in der Folge zum Landespatron werden: Auf Wunsch von Kaiser Leopold I. erhob Papst Clemens X. 1675 den Heiligen Josef für alle Zeiten zum Schutzheiligen der Habsburgermonarchie. Der drei Jahre darauf geborene Thronfolger erhielt – da dessen Geburt auf die Fürsprache des Heiligen Josef zurückgeführt wurde – den bis dahin eher unüblichen Namen Joseph. Damit wurde gleichsam die Beliebtheit dieses Taufnamens eingeläutet: Im 18. Jahrhundert wurde Joseph zum zweithäufigsten Taufnamen und blieb – für Mädchen als Josepha oder Josephine – bis Mitte des 20. Jahrhunderts sehr verbreitet. Heute zählt er zwar nicht mehr zu den populärsten, ganz in Vergessenheit geraten ist er dennoch nicht: Zwischen 1994 und 2016 wurden in Liechtenstein gemäss den Vornamensstatistiken 24 Kinder auf diesen Namen getauft.

Heiliger Josef mit weisser Lilie und dem Jesuskind.

Doch nicht nur Länder oder Berufsstände wie die Zimmerleute oder Schreiner wählten den Heiligen Josef als ihren Schutzpatron, sondern auch Kirchen und Kapellen. In Liechtenstein sind es drei kirchliche Bauten: 1769 wurde die zwei Jahre zuvor in Triesenberg errichtete Pfarrkirche dem Heiligen Josef als Titelheiligen geweiht. Eine kleine Besonderheit stellt in diesem Zusammenhang die Bruderschaft unter dem Schutz des Heiligen Josef dar, die 1780 in Triesenberg als einzige Josef-Bruderschaft in Liechtenstein gegründet wurde. Als sogenannte «Bruderschaft vom guten Tod» war ihr Grundanliegen die Vorbereitung auf eine gute Sterbestunde. Über den Tod des Heiligen Josef ist im Neuen Testament nichts zu erfahren. Die apokryphe Schrift «Die Geschichte von Josef dem Zimmermann» hingegen widmet sich in über zwanzig Kapiteln dem Sterben und Tod von Josef im Beisein von Maria und seinem erwachsenen Sohn Jesus. Das zweite Josefpatrozinium in Liechtenstein wurde für die 1767/1768 in Planken errichtete Kapelle gewählt, das dritte für die 1930 errichtete Kapelle im Vaduzer Ortsteil Ebenholz. Eine schöne Würdigung erfuhr der Heilige Josef durch die Briefmarkenausgabe Kirchenpatrone 1967/1968: Georg Malin stellte ihn auf der 5-Rp.-Marke mit dem Modell der Kapelle St.Josef in Planken gleichsam als Stifter dar.

Die Kuratorin: Lic. phil. Sabina Braun, Kunsthistorikerin und Pädagogin

Sabina Braun ist seit 2011 im Liechtensteinischen Landesmuseum für die Bildung und Vermittlung verantwortlich. «Josef, lieber Josef mein – Weihnachten im Landesmuseum» ist ihre fünfte Weihnachtsausstellung. Die vorgängige stand unter dem Titel «Gegrüsset seist du Maria» und war damit der Mutter von Jesus gewidmet. Bei der Konzepterstellung für die Weihnachtsausstellung geht Sabina Braun jeweils von den museumseigenen Sammlungen aus. So präsentierte die erste Ausstellung historische Weihnachts- und Neujahrskarten sowie Weihnachtsbriefmarken aus der Sammlung des Postmuseums.