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60Plus | Porträt | März, 2018
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Rita Eberle-Bühler, Triesenberg

Bescheiden, viel geleistet und durchgemacht

Die Tochter des «Rüti Ferdi» und der «Rüti Klari» Rita Bühler wurde in eine Zeit hinein geboren als es Liechtenstein und den Liechtensteinern nicht besonders gut ging. Der Zweite Weltkrieg tobte. Die Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft, wie damals die meisten in Triesenberg. Rita ist in guten aber einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Im Jahre 1961 heiratete sie den Triesenberger Xaver Eberle. Sie gründeten zusammen eine grosse Familie und bauten das Transportgeschäft Eberle auf.

Rita Eberle ist von harten Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben, denn bereits 1994 ist ihr Mann Xaver bei einem Unfall ums Leben gekommen. Rita Eberle liess sich jedoch nicht unterkriegen und hat ihren Humor bis heute nicht verloren. An der Hegastrasse 15 in Triesenberg, ist ihr Daheim, der Dreh- und Angelpunkt der Familie. Das Wohl der Familie liegt Rita Eberle-Bühler seit eh und je sehr am Herzen. Sie nimmt das Leben heute etwas ruhiger und hat für alle, die zu ihr kommen, eine offene Tür und ein offenes Herz.

Oben: Täta Ferdi und Rita mit der Kuh «Balzner» im Steg 

Die Eltern von Rita Bühler waren der Ferdi Bühler (dr Rüti Ferdi) und die Klara Bühler, geborene Sele (s Rüti Klari), zwei urchige Triesenberger. Rita ist zusammen mit ihrer älteren Schwester Elsi, die mit Peter Eberle verheiratet war, in der Rüti 16, ob dem ehemaligen Hotel Martha Bühler aufgewachsen. Das Elternhaus steht heute noch. Die Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft. Rita und ihre Schwester mussten schon früh mithelfen.

 Rita Eberle ist von Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. Ihr Mann, Xaver Eberle, ist im Oktober des Jahres 1994 bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen Einen Monat nach dem Tod ihres Mannes ist auch ihr Götti Gottlieb gestorben, der infolge eines Unfalls ganz blind war. 

Rita Bühler heiratete 1961 den Berger Xaver Eberle. Sie brachte vier Söhne, Joachim, Christoph, Edwin und Reto, sowie als die Jüngste ihre Tochter Barbara auf die Welt. Rita Eberle ist von Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. Ihr Mann, Xaver Eberle, ist im Oktober des Jahres 1994 bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen Einen Monat nach dem Tod ihres Mannes ist auch ihr Götti Gottlieb gestorben, der infolge eines Unfalls ganz blind war. Rita hat den Götti fünfeinhalb Jahre lang bei sich zu Hause gepflegt. Im darauffolgenden Mai 1995 ist ihre Schwiegermutter Maria Eberle, die im Haus nebenan wohnte, gestorben. Im Oktober 2006 traf sie nochmals ein sehr harter Schicksalsschlag, als sie ihren drittgeborenen Sohn Edwin verlor. Er verunglückte bei einem tragischen Bergunfall im Alter von erst 40 Jahren.

Oben: Das Elternhaus von Rita in der Rüti 16

Erinnerungen

Rita erinnert sich gerne an die Zeiten zurück, als sie zusammen mit ihrer Schwester Elsi in der Rüti 16 in Triesenberg aufgewachsen ist.

Rita: «Wir hatten eine schöne Kindheit, obwohl wir kein Auto, keine Waschmaschine und keine Küchengeräte wie heute hatten. Meine Schwester Elsi und ich mussten schon früh im Stall, im Haus und im Garten mithelfen. Manchmal gab mir Mama mit der Kochkelle eins hinten drauf. Die Kelle ist zerbrochen und das hat mich gefreut. Der Täta hat wieder eine neue Kochkelle geschnitzt. Die Eltern gingen nie in die Ferien. Wir sind nie in die Ferien gegangen. Im Sommer mussten wir heuen, wenn die Sonne schien. Dann haben wir von unten angefangen, dort wo man vom Schlosswald heraufkommt und dann beim Wangerberg und auf Gnalp doppa sowie im Steg und im Malbun.»

Die Zamser Schwestern und die Klosterfrauen von Schaan haben damals an der Volksschule in Triesenberg unterrichtetet. Ab der 5. Klasse waren die Mädchen und Buben getrennt. Das war damals so. Pfarrer war Engelbert Bucher. Rita kann sich noch gut daran erinnern, dass er einmal im Religionsunterricht sagte: «Ihr müsst dann ja nicht meinen, dass ich keine Frau bekommen hätte…»

Ihr beruflicher Weg führte sie ins Bündnerland zur Schwester ihres Vaters, die dort zusammen mit ihrem Mann eine Metzgerei und ein Restaurant führte. 

Den ersten Sommer nach der Volksschule half sie ihren Eltern im Sommer beim Heuen. Dann arbeitete Rita Bühler bei der damaligen Fa. Contina in Mauren. Ihr beruflicher Weg führte sie ins Bündnerland zur Schwester ihres Vaters, die dort zusammen mit ihrem Mann eine Metzgerei und ein Restaurant führte. Zurück in Triesenberg arbeitete Rita als Serviertochter bei Mina Bühler im damaligen Gasthaus Alpenrose bis sie heiratete.

Heirat mit Xaver Eberle, Familie…

Rita lernte ihren späteren Mann Xaver Eberle an einer Unterhaltung in Triesenberg näher kennen, wie sie selber sagt. Im August des Jahres 1961 haben sie dann geheiratet und die ersten sechs Jahre im Haus der Eltern von Rita in der Rüti 16 gewohnt. Die Familiengründung klappte bestens und Rita brachte nacheinander vier gesunde Buben, Joachim, Christoph, Edwin und Reto sowie als Nachzüglerin Tochter Barbara auf die Welt. Ende der 60er Jahre zog die Familie ins neu gebaute Haus an der Hegastrasse 15 in Triesenberg, wo Rita heute noch wohnt.

Oben: Hochzeit von Rita Bühler und Xaver Eberle am 10. Aug. 1961 

Xaver Eberle war von Beruf Schreiner. Er hat sich aber bereits 1953 zusammen mit seinem Bruder Joachim selbstständig gemacht. Sie betrieben ein kleines Transportunternehmen. Im Winter befassten sie sich auch mit Schneeräumung, da es damals im Winter noch viel mehr Schnee auf den Strassen hatte als heute, wie mir Rita sagte. Der Bruder von Xaver, Joachim, zog dann nach Vaduz und Xaver hat das Transportgeschäft ab 1964 in Triesenberg allein weiter betrieben.

Die Unternehmerfamilie Xaver und Rita Eberle

Rita Eberle: «Wir sind im Jahre 1967 an der Hegastrasse ins neue Haus eingezogen. Früher hiess es hier Leitawies, jetzt heisst es Hega. Mein Mann war sehr unternehmungsfreudig und hat das Transportgeschäft vorangetrieben. Ich habe ihm das Büro gemacht. Dann hatten wir noch einige Chauffeure, für die ich zu Mittag gekocht habe.»

Xaver Eberle baute das Unternehmen ständig weiter aus und gründete im Jahre 1973 die Eberle Xaver Transport AG in Triesenberg. Xaver hatte im Oktober 1994 mit dem Unimog leider einen Unfall und ist dabei ums Leben gekommen. Rita Eberle, die Söhne und die Tochter haben den Betrieb übernommen. Rita meint, dass ihre Söhne und die Tochter den unternehmerischen Geist von ihrem Täta geerbt haben.

Sie haben in der Industriezone in Buchs Boden gekauft und an der Langäulistrasse 9 eine Filiale eröffnet, da es hier in Triesenberg nicht mehr genug Platz für den Betrieb gehabt hätte. Die Eberle Xaver Transport AG mit Sitz in Triesenberg und Buchs wird heute von den beiden Söhnen Christoph und Reto sowie von Tochter Barbara erfolgreich weiter geführt. Der älteste Sohn Joachim betreibt eine Werkstatt für LKW.

Die Kostgänger von Rita Eberle

Rita Eberle hatte neben ihrer grossen Familie und dem Götti, den sie fünfeinhalb Jahre lang bei sich zu Hause pflegte, viele Kostgänger, da auch immer wieder Chauffeure in den Genuss der guten Küche von Rita kamen. Auch heute noch hat Rita ein offenes Haus.

Der ist jetzt schon lange in Pension, wohnt in Eschen und hat mir im letzten Jahr gesagt: Du hast mich schon vielmals beschissen mit dem Schweinefleisch, denn er sollte ja kein Schweinefleisch essen. Aber ich konnte doch nicht wegen ihm ständig Rindfleisch kaufen. Wir hatten selbst Färli.

Rita: «Mein Mann Xaver wollte immer Suppe, drum gab es zum Mittagessen immer Suppe. Keiner von uns ist heikel. Meine vielen Kostgänger hatten Hunger und wollten ein warmes Essen. Und ich hatte die Mode, genug zu kochen. Am Mittag ist dann der eine oder andere noch zu uns gestossen und dann sagte ich zu ihm: iss doch auch noch mit. Ich hatte viele Jahre Arbeiter und viele Jahre hatte ich einen aus der Türkei, der bei uns Mittag gegessen hat. Der wollte kein Schweinefleisch oder Schwinis, wie wir sagen. Der ist jetzt schon lange in Pension, wohnt in Eschen und hat mir im letzten Jahr gesagt: Du hast mich schon vielmals beschissen mit dem Schweinefleisch, denn er sollte ja kein Schweinefleisch essen. Aber ich konnte doch nicht wegen ihm ständig Rindfleisch kaufen. Wir hatten selbst Färli. Sonst, habe ich zu ihm gesagt, musst Du halt an einen anderen Ort zum Essen. Du kannst machen wie Du willst. Bei uns hat er gratis gegessen. Er ist dann auch geblieben. Es war ihm gut genug und es hat ihm geschmeckt.»

Schafe und Heuen…

Der bäuerliche Ursprung von Rita und Xaver Eberle kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Schafhaltung und das Heuen viele Jahre das Leben der Familie Eberle mitbestimmten. Im Sommer halfen neben der Familie auch Verwandte und Freunde mit bei der Heuernte in Triesenberg, in der Waid, auf Silum, im Steg und Malbun. Für Xaver Eberle war es eine Abwechslung vom strengen Beruf als Transportunternehmer. Er konnte beim Mähen und Heuen abschalten.

Rita Eberle: «Als Xaver 1994 verunglückt ist, hatten wir die Schafe immer noch und ich brachte es nicht übers Herz, die Schafe zu verkaufen. Meine Schwester Elsi, ihr Mann Peter und vom Xaver die Schwestern, die ledigen Schwägerinnen, haben schon fest mitgeholfen beim Heuen, sonst wäre es nicht gegangen. Als ich dann ein neues Knie bekam, hat mir der Arzt abgeraten, im steilen Gelände von Triesenberg zu heuen. Dann haben auch die Kinder gesagt: so jetzt hören wir auf mit den Schafen, dem Heuen und in diesen Bücheln herumkraxeln.»

Oben: Beim Heuen auf Silum im Jahre 1991 

Ferien und Reisen

Rita Eberle: «Meine Eltern sind nie in die Ferien gegangen und ich früher auch nicht. Wir mussten im Sommer, wenn es schön war, und auch an den Wochenenden heuen. Mein Mann hatte keine Zeit für Ferien. Er musste arbeiten. Am Sonntag da sind wir ab und zu mit den Kindern zBerg

«Zeit für Ferien hatten wir erst später. Dank dem, dass der Bruder meiner Schwiegermutter, Xaver Beck (s Jachama Xaveri), Anfang der 1920er Jahre in die USA ausgewandert ist und dort lebte, haben wir ihn dreimal in Los Angeles besucht. Ich war mit meinem Mann Xaver zu seinem 90. Geburtstag 1991 bei ihm zu Hause. Xaver Beck ist 103 Jahre alt geworden und hat mit 96 Jahren seiner alten Heimat Triesenberg und der Pfälzerhütte einen letzten Besuch abgestattet. Und einmal war ich in Mexiko, wo von Joachim der Sohn Robin als Austauschschüler bei einer Familie in Mexiko lebte.

Als ich zum Ersten Mal in Kloten am Flughafen war, um zu fliegen, da hatte ich Angst und wäre froh gewesen, wenn es keine Flugzeuge gegeben hätte. Als ich dann die vielen Leute in der Halle sah, dachte ich, dass es doch nicht so schlimm sein könne, wenn so viele fliegen.»

Hegastrasse 15, Triesenberg

Als ich auf die Zeiten von früher und heute zu sprechen komme, meint Rita, dass viele Sachen besser geworden sind, aber vieles ist auch schlechter geworden. Nach Meinung von Rita ist der Zusammenhalt im Dorf nicht mehr so eng wie früher. Rita hat aber viele Kontakte mit den Leuten im Dorf und unternimmt viel mit ihren Kolleginnen. Rita Eberle: «Ich bin froh, dass meine Schwester Elsi im Nachbarhaus vis-à-vis wohnt. Mit ihr habe ich guten und engen Kontakt.»

Sie ist froh, dass es den Söhnen und der Tochter und ihren Familien gut geht. Sie sieht zuversichtlich in die Zukunft. Trotz der vielen Schicksalsschläge hat sie den Mut und den Humor nie verloren. 

Der Zusammenhalt in der Familie und das Wohlergehen der Familie ist für Rita das Wichtigste in ihrem Leben und dafür tut sie alles. Sie ist froh, dass es den Söhnen und der Tochter und ihren Familien gut geht. Sie sieht zuversichtlich in die Zukunft. Trotz der vielen Schicksalsschläge hat sie den Mut und den Humor nie verloren. Im Alter von neun Monaten hat sie ihren Enkelsohn Alex zu sich genommen und aufgezogen. Der zieht nun bald aus. Dann ist Rita allein in dem grossen Haus. Aber an der Hegastrasse 15 wird auch in Zukunft viel los sein, denn für die grosse Familie mit den 12 Enkelkindern und dem Urenkel ist die Mama, Ahna und Urahna der Dreh- und Angelpunkt der Familie.

Es ist schon bewundernswert, was alles Rita Eberle in ihrem bisherigen Leben geleistet und durchgemacht hat. Trotzdem ist Rita Eberle bescheiden geblieben und hat nie resigniert. Sie sagt, das machen andere auch und das passiert auch anderen. Übrigens Rita Eberle hat früher an Weihnachten jeweils über 100 «Biarabrote» gebacken.  In den letzten Jahren hat sie die Anzahl auf 30 bis 50 Stück reduziert. Sie hat versprochen, an den kommenden Weihnachten auch mir ein «Biarabrot» zu schenken. Ich werde das nicht vergessen. Danke.