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60Plus | Im Blickpunkt | Juli, 2018
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Die Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe und das Landesspital

Zusammenarbeit und Bedeutung

Eine gute Zusammenarbeit aller Leistungserbringer im liechtensteinischen Gesundheitswesen ist eine wichtige Voraussetzung für die Erbringung einer hochstehenden medizinischen und pflegerischen Versorgungsqualität. Die LAK und das Landesspital (LLS) blicken auf eine langjährige Zusammenarbeit zurück und profitieren gegenseitig in verschiedenen Aufgabenbereichen. Dabei stehen nicht nur die Behandlung und Betreuung von Patienten im Blickpunkt. Auch im Bereich der Ausbildung von Pflegefachpersonal und bei der Verpflegung arbeitet man eng zusammen.

Interview von 60PLUS mit dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung der LAK Thomas Riegger. Dabei geht es vor allem um die Zusammenarbeit zwischen der Alters- und Krankenhilfe und dem Landesspital. Lesen sie nachstehend die Antworten:

Was sind die Aufgaben eines Spitals, was sind die Aufgaben der LAK?

Thomas Riegger: «In Liechtenstein sind die Aufgaben der LAK in einem Spezialgesetz geregelt. Daneben sind für uns die Vorgaben der Beteiligungsstrategie und jene der Grundsatzstrategie verbindlich. Die Beteiligungsstrategie wird von der Regierung vorgegeben, die Grundsatzstrategie wird vom Strategierat verantwortet. Verkürzt gesagt kann man festhalten, dass die Aufgaben der LAK in der bestmöglichen Pflege und Betreuung der im Land wohnhaften betagten Menschen liegt. Sofern die Pflege und Betreuung zuhause an ihre Grenzen stösst, ist die LAK mit ihrer stationären Langzeitpflege die richtige Ansprechpartnerin. Aber auch die Kurzzeitpflege und die sozialpsychiatrische Pflege in unserem Haus St. Mamertus in Triesen gehören zu unseren Kernaufgaben. Die Aufgaben des Spitals werden auch durch ein Spezialgesetz und durch den Leistungsauftrag definiert. Dieser unterscheidet sich natürlich von den Aufgaben einer Langzeitpflegeinstitution. Uns beiden gemeinsam ist aber, dass wir uns um Menschen kümmern, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation auf Hilfe angewiesen sind. Es ist eine schöne Aufgabe, hier Hand bieten zu können.»

«Uns beiden gemeinsam ist aber, dass wir uns um Menschen kümmern, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation auf Hilfe angewiesen sind. Es ist eine schöne Aufgabe, hier Hand bieten zu können.»

Wo sind die Schnittstellen zwischen Landesspital und LAK?

Thomas Riegger: «Eine wichtige Schnittstelle ergibt sich beispielsweise, wenn ein Patient nach abgeschlossener Behandlung im Landesspital einen Pflegeaufenthalt in der LAK benötigt, oder wenn der Gesundheitszustand des Patienten es noch nicht erlaubt, nach Hause entlassen zu werden und er die Kurzzeitpflege beansprucht. Hier bietet die LAK mit ihren Leistungen der Übergangspflege ein sehr sinnvolles Angebot an. Mit einer gezielten und rehabilitativen Pflege erreichen wir in knapp 90% der Fälle, dass unsere Bewohner nach einem mehrwöchigen Aufenthalt wieder nach Hause entlassen werden können. Eine weitere Schnittstelle liegt im umgekehrten Fall vor. Dies ist dann gegeben, wenn unsere Bewohner auf Spitalleistungen angewiesen sind. Dies kann ein ernstes gesundheitliches Problem, wie z.B. ein Herzinfarkt oder eine Embolie sein, welche eine sofortige Behandlung im Spital notwendig macht. Eine weitere Zusammenarbeit zwischen der LAK und dem Landesspital gibt es im Bereich der Bildung, wo wir gegenseitig von unserem Know-how in unserer Ausbildungstätigkeit profitieren. Mit im Boot ist dabei auch die Familienhilfe Liechtenstein.»

Wie arbeitet die LAK mit dem Landesspital zusammen und arbeitet die LAK auch mit anderen Spitälern zusammen?

Thomas Riegger: «Die Zusammenarbeit mit dem Landesspital ist sehr gut, nicht zuletzt auch wegen den kurzen Wegen und weil man sich schon jahrelang persönlich kennt. Vor allem bei der Planung von Verlegungen vom Landesspital in die LAK oder von der LAK ins Landesspital kommt unserem Case Management eine bedeutende Rolle zu.

Durch die regelmässig stattfindenden Besprechungen werden bereits frühzeitig die notwendigen Massnahmen ergriffen und Informationen ausgetauscht, um einen möglichst reibungslosen Übertritt zu gewährleisten. Dies findet natürlich auch mit anderen Leistungserbringern statt, vor allem mit Spitälern und Rehakliniken aus der Schweiz. Unsere definierten Prozesse und die umfangreiche Erfahrung der Mitarbeitenden des Case Managements bieten dabei Gewähr für einen reibungslosen Ablauf der Verlegung.»

Wie sieht die aktuelle Zusammenarbeit zwischen LAK und Landesspital aus?

Thomas Riegger: «Aktuell verfolgen wir natürlich interessiert die Entwicklung der zukünftigen Ausrichtung des Landesspitals. Wir begrüssen es sehr, dass im Rahmen der Strategie ein Angebot im Bereich der Akutgeriatrie entwickelt wird. Wir beliefern das Landesspital auch mit Mahlzeiten. Die LAK hat aus qualitativen und auch aus Kostengründen vor drei Jahren die Verpflegungsprozesse neu organisiert. Der Rückgang der Pflegetage und der damit verbundene Rückgang bei den Bestellungen im Landesspital hat Einfluss auf unsere neuen Produktions- und Verpflegungsprozesse. Wir sind mit dem Landesspital im Gespräch, um für die veränderten Rahmenbedingungen Lösungen zu finden.»

Wie arbeitet die LAK mit den Ärzten im Lande zusammen?

Thomas Riegger: «Unsere Bewohner verfügen über die freie Arztwahl. Das heisst, dass bei einem Eintritt ins Pflegeheim in aller Regel der Hausarzt weiterhin für die medizinische Betreuung zuständig ist. Daneben gibt es in jedem Haus einen Heimarzt. Der Heimarzt nimmt zwei Rollen wahr. Einerseits ist er auch als «Hausarzt» tätig und sorgt für die medizinische Betreuung seiner Patienten. In der Rolle des «Heimarztes» unterstützt er uns bei der Entwicklung von Standards und Richtlinien und steht sowohl für Fallbesprechungen als auch für Schulungen zur Verfügung. Durch regelmässig stattfindende Heimärztetreffen mit unserem Fachbereich Pflege wird auch der standortübergreifende Informations- und Know-how-Austausch sichergestellt. Die Heim- wie auch die Hausärzte sind für uns sehr wichtige Partner. Auch im Zertifizierungsprozess mit dem Label «Qualität in Palliative Care» haben unsere Heimärzte eine wichtige und tragende Rolle gespielt.»

Sie sprechen die Zertifizierung mit dem Label «Qualität in Palliative Care» an. Was hat sich dadurch für die LAK geändert?

Thomas Riegger: «Wir stellen eine Zunahme von komplexen Pflege- und Betreuungssituationen fest. Die Aufenthaltsdauern im Pflegeheim werden kürzer. Wir führen dies auch darauf zurück, dass die professionelle Arbeit der Familienhilfe und die Ausrichtung des Betreuungs- und Pflegegelds dazu führt, dass betroffene Menschen länger zuhause betreut werden können. Grundsätzlich ist dies eine wünschenswerte Entwicklung. Andererseits stellen der späte Eintritt und die komplexen Pflegesituationen hohe Ansprüche an die Qualifikation unserer Mitarbeitenden.

Die Zertifizierung mit dem Label «Qualität in Palliative Care» setzt voraus, dass 65 Qualitätskriterien umfänglich erfüllt sind. Gemässunserem Auftrag, unseren Anvertrauten die bestmögliche Pflege und Betreuung zukommen zu lassen, war unser Anspruch, uns dafür zu qualifizieren. Wenn ich sage «uns», meine ich damit alle unsere Mitarbeitenden. Aber auch unsere Infrastruktur, Prozessabläufe, Richtlinien und Konzepte müssen darauf ausgerichtet sein. Speziell ist, dass Palliative Care alle Berufsfelder in der LAK durchdringt. Vom Techniker über das Büropersonal bis zu den Reinigungsfachkräften und der Pflegefachfrau sind alle Mitarbeitende in Palliative Care geschult und sensibilisiert. Alle ziehen am gleichen Strang um unseren Bewohnern in der verbleibenden Lebenszeit die bestmögliche Lebensqualität zu bieten.

Palliative Care bietet die individuelle Pflege und Betreuung von chronisch schwerkranken Menschen. Wichtig ist, dass Wünsche, Ziele und Bedürfnisse unserer Bewohner rechtzeitig erfasst und der notwendige Dialog dafür vorausschauend geführt wird. Wir sind uns sehr bewusst, dass es nicht immer möglich ist, in sehr belastenden Situationen für alle Beteiligten die «richtige» Lösung oder Antwort zu finden. Aber das gemeinsame und ehrliche Bemühen darum ist eine wichtige und notwendige Voraussetzung. Glaubwürdigkeit und Achtsamkeit ersetzen keine Standards und Konzepte. Der Prozess der Zertifizierung hat uns dabei sehr geholfen.»

«Durch unsere sehr unterschiedlichen Leistungsaufträge besteht kein Konkurrenzverhältnis. Im Gegenteil, wir ergänzen uns durch unsere Angebote und sind auf das jeweilige Leistungsangebot angewiesen.»

Besteht zwischen der LAK und dem Landesspital ein Konkurrenzverhältnis oder ergänzen sie sich?

Thomas Riegger: «Durch unsere sehr unterschiedlichen Leistungsaufträge besteht kein Konkurrenzverhältnis. Im Gegenteil, wir ergänzen uns durch unsere Angebote und sind auf das jeweilige Leistungsangebot angewiesen.»

Was für Anforderungen bzw. Wünsche stellt die LAK an das Landesspital bzw. was für Anforderungen sollte das Landesspital erfüllen?

Thomas Riegger: «Die LAK stellt gegenüber dem Landesspital keine Anforderungen. Im Gegenteil, wir wünschen dem Landesspital eine strategische Ausrichtung, welche zukunftsfähig und nachhaltig ist. Das Zusatzangebot einer Akutgeriatrie wird diese Aspekte sicherlich positiv beeinflussen. Nicht nur aufgrund der demografischen Entwicklung, sondern auch dem Anspruch verpflichtet, für die älteren und alten Menschen unserer Gesellschaft die bestmögliche Versorgung zu sichern.»

Die Liechtensteinische Alters- und Krankenhilfe (LAK) ist mit knapp 400 Mitarbeitenden ein bedeutender Arbeitgeber in Liechtenstein. Grossen Wert legt die LAK auf die Förderung des Berufsnachwuchses. Sie bietet 50 Ausbildungsplätze in verschiedenen Berufsfeldern an. Die LAK verfügt über vier Pflegeheime in Vaduz, Triesen, Schaan und Eschen sowie über eine Pflegewohngruppe in Triesenberg. Damit kann die LAK rund 240 Betreuungsplätze zur Verfügung stellen. Sie setzt an allen Standorten eine moderne und zweckmässigeInfrastruktur ein, welche sowohl die Anliegen der Bewohner, als auch jene der Mitarbeitenden voll und ganz abdeckt. Durch den Zusammenschluss von mehreren Pflegeheimen in der Liechtensteinischen Alters- und Krankenhilfe werden Synergien genutzt und Kompetenzen gebündelt. Aktuelles pflegerisches Wissen und Erfahrung sind heute unabdingbar, um den besonderen Aspekten der Pflege und Betreuung zu begegnen. Der frühzeitige Ansatz von Palliative Care ermöglicht es, die verbleibende Lebenszeit der Bewohner bei bestmöglicher Lebensqualität zu gestalten und eine professionelle Pflege und Betreuung zu garantieren. Um dem Bedarf infolge der demografischen Entwicklung gerecht zu werden und das Liechtensteinische Unterland besser abdecken zu können, baut die LAK zur Zeit ein neues Pflegeheim in Mauren, welches am 5. November 2018 eröffnet wird.

Thomas Riegger

Seit acht Jahren engagiert sich Thomas Riegger für die Entwicklung der LAK. Zwei Jahre lang konnte er als Vizepräsident des Stiftungsrats die «strategische» Ebene mitgestalten, seit sechs Jahren ist er als Vorsitzender der Geschäftsleitung für die «operative» Umsetzung verantwortlich. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in Kaderfunktionen in verschiedenen Institutionen des Gesundheitswesens kennt er die Branche sehr gut. Erfahrungen im Bildungsbereich, im Prozess- und Qualitätsmanagement runden sein Profil ab. So war er als langjähriges Mitglied im Schulrat einer Krankenpflegefachschule wie auch als Präsident der Organisation der Arbeitswelt SG/AR/AI/FL tätig. Zudem hat er als Peer für die «Schweizerische Stiftung für die Qualitätssicherung im Gesundheitswesen SanaCert» Institutionen im Gesundheitswesen auditiert.