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60Plus | Im Blickpunkt | August, 2021
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Kolumne mit Lorenz Risch

Der Sommer und der Corona Virus

Der liechtensteinische Weg in der Coronavirus-Bekämpfung hat sich unter anderem dadurch ausgezeichnet, dass die Regierung einen im Vergleich mit anderen Staaten liberalen Kurs gewählt hat. Wenn auch die Versammlungsfreiheit eingeschränkt wurde, war die Bewegungsfreiheit im Land jederzeit gewährleistet. Massnahmen wurden wohl bedacht getroffen und die Tatsache, dass in einem Drei-Wochen-Rhythmus Änderungen beschlossen wurden, hat es erlaubt, eine gute Übersicht über deren Wirkung zu behalten.

Eine der wichtigsten Massnahmen war es, Seniorinnen und Senioren sowie Risikopersonen so früh als möglich die Impfung anzubieten. Dies war zeitlich optimal, da der Impfbeginn der Durchsetzung der sogenannten britischen (heute alpha) Variante des Coronavirus (B.1.1.7) zuvorkam.

Der Grund, warum die B.1.1.7-Variante sich in Liechtenstein ein paar Wochen später durchgesetzt hat als an anderen Orten, war eine Folge des konsequenten Contact Tracing. Damit konnte sich das Land ein paar zusätzliche Wochen «erkaufen», die bei der Impfung von priorisierten Gruppen relevant waren. Dies war wichtig, da die B.1.1.7-Variante ansteckender war als die herkömmlichen Varianten und häufiger auch schwerere Verläufe zeigte.

«Auch wenn bei der Impfung Nebenwirkungen relativ häufig (v.a. nach der 2. Dosis) aufgetreten sind, dann waren diese nicht schwerwiegend, einer milden grippalen Symptomatik für ein bis zwei Tage gleichend.»

Da vor allem Seniorinnen und Senioren sowie Risikopersonen die schweren Verläufe zeigen, kann das Zusammenspielen von Corona-Impfung und konsequentem Contact Tracing während dem Winter und Frühling 2021 als eine der herausragenden Errungenschaften der «Public Health» auch in Liechtenstein angesehen werden. So kam es seit Anfang März 2021 bis zum Redaktionsschluss lediglich noch zu fünf Covid-19 bedingten Todesfällen, während in den vier Monaten vor dem März 2021 53 Todesfälle zu verzeichnen waren. Auch wenn bei der Impfung Nebenwirkungen relativ häufig (v.a. nach der 2. Dosis) aufgetreten sind, dann waren diese nicht schwerwiegend, einer milden grippalen Symptomatik für ein bis zwei Tage gleichend. Dies zeigt, dass das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko der Impfung sehr günstig ausfällt. Die Impfraten per 5.Juli 2021 betragen rund 80 % bei den über 70-Jährigen, 70 % bei den 60- bis 69-Jährigen, sowie rund 60 % bei den 50- bis 59-Jährigen.

Nun, im Sommer 2021, ist es saisonal bedingt zu einer vorübergehenden Verminderung der Fallzahlen gekommen. Gleichzeitig wissen wir, dass wir analog dem Jahresbeginn eine Ablösung der bestehenden Coronavirus-Variante durch eine neue Variante (Delta) vor uns haben. Diese ist nochmals ansteckender und möglicherweise auch schwerer verlaufend als die B.1.1.7-Variante. Wir wissen, dass die in Liechtenstein verwendeten Impfstoffe gut gegen die Delta-Variante nützen. Allerdings werden Immunisierungsraten um rund 90 % nötig sein, um die Pandemie mit dieser Variante gut im Schach zu behalten.

«Es wäre schön, wenn dieser Zeitgewinn dazu genutzt würde, den Anteil der nicht geimpften Personen vor allem auch bei den Seniorinnen und Senioren sowie den über 50-Jährigen weiter zu vermindern, um Krankheitsfolgen möglichst gering zu halten.»

Das Contact Tracing ist im Moment daran, die vollständige Ausbreitung der Delta-Variante ein paar Wochen nach hinten zu verschieben, so dass deren komplette Durchsetzung auf den Monat September zu erwarten ist. Es wäre schön, wenn dieser Zeitgewinn dazu genutzt würde, den Anteil der nicht geimpften Personen vor allem auch bei den Seniorinnen und Senioren sowie den über 50-Jährigen weiter zu vermindern, um Krankheitsfolgen möglichst gering zu halten. Wenn jemand zugleich etwas für die eigene Gesundheit sowie die Volksgesundheit machen möchte, dann ist dieses Jahr die baldige Impfung gegen SARS-CoV-2 mit Garantie die mit Abstand wirksamste Massnahme.