von Mathias Ospelt
Im zweiten Teil der neuen Reihe des «60PLUS», in der jeweils eine Dorfmundart Liechtensteins kurz und ohne wissenschaftlichen Anspruch vorgestellt werden soll, geht es um die Oberländer Gemeinde Triesen.
Es gab eine Zeit, in der jede Gemeinde des Landes seine eigene Dorfvariante des Liechtensteiner Dialekts für sich behaupten konnte. Und in jenen Zeiten gab es Leute, die einen Liechtensteiner oder eine Liechtensteinerin allein an ihrer Mundart erkennen und dem richtigen Dorf zuweisen konnten. Aus Gründen, die eines eigenen Beitrags bedürften, ist dies heutzutage kaum mehr und wenn, dann nur bei bewusst Dorfdialekt sprechenden Vertretern der älteren Generation noch möglich. Für das Oberland bedeutet dies, dass Balzers und Triesenberg zwar nach wie vor noch gut erkennbar sind, bei Planken, Schaan, Vaduz und Triesen wird es allerdings schon etwas schwierig. Es scheint, dass diese Gemeinden nicht nur baulich, sondern auch sprachlich zusammenwachsen.
«Im Allgemeinen ist der Triesner Dialekt durchaus stark im Klang und rhythmisch.»
Der 2019 verstorbene ehemalige Musikschuldirektor Josef «Pepi» Frommelt, der sich in seiner Freizeit intensiv mit Triesner Mundartausdrücken und Dialektsprüchen beschäftigte, wies in einem Gespräch (Volksblatt vom 17.9.2011) dennoch auf zwei Eigenheiten hin, die ihm für das «Tresnerisch» als besonders erschienen: Einerseits das «-li» im Diminuitiv (Verkleinerungsform) wie zum Beispiel bei «Hutschili» (Ferkel) oder «Muhäämili» (Grille), andererseits das, wie er es nannte, «tiefe, kehlige ‚Äah’» wie bei «Rappaschtää»(Rappenstein, Berg) oder «uf Wääg goo» (sich auf den Weg machen). Und als begnadeter Musiker machte Pepi noch eine weitere Feststellung: «Im Allgemeinen ist der Triesner Dialekt durchaus stark im Klang und rhythmisch.» Die Vokale verschwinden nicht etwa im Rachen, wie andernorts in Liechtenstein, sondern sie werden «zum Klingen» gebracht.
Beispiele für Tresnerisch
- albi: immer
- Bobbili: Säugling
- Bowäärli: Zuckererbsen
- ernaebbis: solches, so was
- Galeili: Maiglöckchen
- Gotteri: Säufer, unordentlicher Mensch
- Komeedene: Durcheinander
- Lääbeti: kleiner Rest von Speisen
- Schmotz: Fett
- Verlett: strenge Arbeit
Die Ausdrücke stammen aus dem Buch «Arm, fromm und bauernschlau» von Christa Eberle-Feger (Triesen 2015).
Korrektur
Für eine im ersten Teil («Muurerisch») dieser Mini-Serie gemachten Aussage hagelte es bereits Kritik. Es ging um die Feststellung, dass in Mauren «Lootera» (Leiter) gesagt wird, dies im Gegensatz zu «Laatera» in Eschen.
Wie kam ich dazu, dies zu behaupten? Ich möchte hierzu aus einer im «Volksblatt» erschienenen Dialektserie zitieren, in der am 20. August 2011 von einem hochkarätigen Quartett (Trudi Bricci-Marok, Georg und Luzius Malin, Adolf Marxer) der Maurer Dialekt vorgestellt wurde: «Wir verwenden tiefere Vokale, zu ‹Leiter› sagen wir bei uns ‹Lotera›. Schon in Eschen sagt man ‹Latera›.» Als ahnungsloser «Guzler» muss ich mich auf solche Quellen verlassen. Wie es nun korrekt heisst? Dr. Roman Banzer hält in seiner Dissertation zur «Mundart des Fürstentums Liechtenstein» (1994/1997) eindeutig fest, dass für Eschen und Mauren «Laatera» gilt. «Lootera» heisst es in Gamprin, Ruggell und Schellenberg.