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Lebensqualität und Selbständigkeit erhalten

Einblick in die Akutgeriatrie am Landesspital

«Ehret die alten Menschen. Sie sind, was wir werden. Und sie waren, was wir sind.» (Unbekannter Autor)

Die Bevölkerungsrate der über 65-jährigen wird bis im Jahr 2040 einen Anteil von 25% ausmachen. Für Liechtenstein erwartet das Amt für Statistik und Stiftung Zukunft.li im Ländervergleich eine überproportionale Steigerung der Anzahl von älteren Menschen. So wächst der Anteil der über 80-jährigen an der Gesamtbevölkerung bis zum Jahr 2050 von heute 3.5 auf über 13 Prozent an. Jeder achte Mensch in Liechtenstein wird dann über 80 Jahre alt sein.

Was ist Akutgeriatrie?

Die Geriatrie als Spezialdisziplin befasst sich bei der Betreuung von älteren Menschen mit physischen, psychischen, funktionellen und sozialen Aspekten, sowie mit der Behandlung von akuten oder chronischen Erkrankungen. Diese Gruppe älterer Patienten weist eine hohe Gebrechlichkeit auf und leidet häufig an multiplen Krankheiten. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten
  • Schlaganfall in den letzten Monaten
  • Vorgeschichte mit mehreren Sturzereignissen
  • Gang- und/oder Gleichgewichtsstörungen
  • muskuläre Schwäche/Sarkopenie
  • notfallmässige Hospitalisation in den letzten drei Monaten
  • Demenz
  • Depression
  • Inkontinenz
  • Ernährungsstörungen/unfreiwilliger Gewichtsverlust

Krankheiten im Alter können sich different präsentieren und sind schwierig zu diagnostizieren. Das Ansprechen auf eine Behandlung ist oft verzögert. Diese Faktoren setzen in der Behandlung der geriatrischen Patienten eine ganzheitliche Vorgehensweise voraus und erfordern den Einbezug sämtlicher Disziplinen.

Akutgeriatrie im LLS

Die Eröffnung der Abteilung für Akutgeriatrie im Landesspital Liechtenstein erfolgte im September 2019. Ziel war es, eine wohnortnahe Versorgung auf höchstem medizinischen Niveau anbieten zu können. Ein hochprofessionelles interdisziplinäres Team rund um einen speziell ausgebildeten Facharzt für Geriatrie, mit spezifisch geschulten Fachpersonen aus den Bereichen Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie, Ernährungstherapie, Care Management, Sozialberatung und Psychologie, kümmern sich um die Anliegen älterer und hochbetagten Menschen.  

Ein Sturz, eine Lungen- oder Blasenentzündung, plötzlich oder schleichend auftretende Einschränkungen im Bereich des Denkens können ausreichen, den Lebensalltag nicht mehr selbständig bzw. ohne Hilfestellung meistern zu können.

Menschen im höheren Alter verfügen zum Teil über weniger körperliche und funktionelle Reserven. Daher stellt für diese Personen die Bewältigung des normalen Lebensalltages, auch ohne akute bzw. chronische Erkrankungen, vor täglich grosse Herausforderungen. Ein Sturz, eine Lungen- oder Blasenentzündung, plötzlich oder schleichend auftretende Einschränkungen im Bereich des Denkens können ausreichen, den Lebensalltag nicht mehr selbständig bzw. ohne Hilfestellung meistern zu können. In vielen Fällen ist eine Einweisung ins Spital unvermeidlich.

Die akute Erkrankung bzw. das akute Ereignis wie zum Beispiel ein Sturz, ist aber häufig nur die Spitze des Eisbergs. Es reicht daher nicht aus, allein diese akute Erkrankung zu behandeln. Die Spezialisten im Bereich der Akutgeriatrie erfassen deshalb alle zugrundeliegenden Probleme und erstellen aufgrund der erhobenen Daten einen Behandlungsplan. So wird versucht, für die betroffenen älteren Menschen eine nachhaltige Verbesserung ihrer Lebensqualität zu erreichen.

Der akutgeriatrische Patient

Die Akutgeriatrie ist keine «Langzeitpflegeabteilung» im Akutspital. Für die Aufnahme auf dieser spezialisierten Abteilung benötigt es klare Kriterien. Eine von vielen ist jene, dass akuter Spitalbedarf besteht. Das bedeutet, die Patientin oder der Patient benötigt akutmedizinische Betreuung, die durch eine Langzeiteinrichtung nicht abgedeckt werden kann. 

Bei Eintritt auf die Akutgeriatrie wird eine ausführliche Einschätzung der Patientensituation mittels standardisierten Instrumente durch alle erwähnten Berufsgruppen durchgeführt. Dabei werden in der Akutgeriatrie funktionelle Einschränkungen (Einschränkungen der Aktivitäten des täglichen Lebens) gleichrangig gewertet, wie «klassische medizinische Diagnosen».

Wie erfolgt die Behandlung?

Nach Abschluss der Einschätzung wird ein gemeinsamer Behandlungsplan erstellt. Die Ziele des Behandlungsplanes werden mit dem Patienten bzw. dessen medizinischem Stellvertreter im Detail besprochen. Das oberste Ziel ist die Autonomie des Betroffenen so gut wie möglich zu erhalten.

Um eine Überforderung zu vermeiden, werden die Therapieeinheiten den Möglichkeiten des Patienten angepasst.

Es finden jeden Tag fix geplante Therapieeinheiten durch Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und/oder Ernährungstherapie statt. Bei Bedarf wird der psychologische Dienst miteinbezogen. Um eine Überforderung zu vermeiden, werden die Therapieeinheiten den Möglichkeiten des Patienten angepasst. Der Aufenthalt auf der Akutgeriatrie beträgt durchschnittlich vierzehn Tage. Bei Bedarf kann die Dauer auch verkürzt bzw. verlängert werden.

Rückkehr ins angestammte Umfeld

In den meisten Fällen sind die Patientinnen und Patienten wieder in der Lage in ihr gewohntes Umfeld zurückzukehren. Für die Planungen des Austritts stehen den Patientinnen und Patienten eine eigens dafür geschulte Person zu Verfügung. Diese unterstützt auch gerne dabei, ambulante Hilfestellungen für den weiteren Alltag zu organisieren.

Ihr multiprofessionelles Team
Akutgeriatrie LLS