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60Plus | Porträt | August, 2020
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Olgi Quaderer – eine Schaanerin in Quarten

Von der Heimerzieherin zur Schönstätter Marienschwester

Olgi Quaderer, 1955 geboren und aufgewachsen in Schaan, lebt und wirkt seit über 40 Jahren in der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern. Sie wurde im Jahre 1979 feierlich im Zentrum Neu-Schönstatt in Quarten am Walensee in die Gemeinschaft aufgenommen.

Als gelernte Heimerzieherin/Sozialpädagogin hat sie sich viele Jahre für Behinderte und ältere Menschen eingesetzt. Für Schwester M. Olgi Quaderer spielte und spielt die Muttergottes eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Zu ihrer Hauptaufgabe gehört seit 2012 das Engagement für das «Projekt Pilgerheiligtum» in Liechtenstein. Es geht dabei um die «Wander-Muttergottes», die zu den Familien und Menschen zu Besuch nach Hause kommt und in Liechtenstein bereits viele «Fans» hat.

Schwester M. Olgi Quaderer ist und bleibt aus ganzem Herzen Liechtensteinerin, obwohl sie schon viele Jahre in der Schweiz lebt und der Schweiz viel zu verdanken hat. Für sie ist die enge Verbundenheit von Fürst und Volk in Liechtenstein ein wichtiges Fundament unseres kleinen Landes. Wir wünschen Schwester M. Olgi Quaderer alles Gute und noch viele schöne Begegnungen im Zentrum Neu-Schönstatt in Quarten.

Werner Ospelt hat sich im Zentrum Neu-Schönstatt in Quarten mit Schwester M. Olgi Quaderer (M steht für Maria) unterhalten. Sie sprachen über ihre Kindheit und Jugend, über ihr Wirken und Leben als Schwester in der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern.

Ihr Vater Erwin führte viele Jahre das Haldengut Bierdepot in Schaan. In den meisten Wirtschaften des Landes wurde damals das beliebte Haldengut Bier getrunken, das neben dem Löwengarten Bier von Arnold Thöny aus Schaan, das am meisten getrunkene Bier in Liechtenstein war.

Olgi Quaderer ist an der Eschnerstrasse 542 (alte Hausnummer) in Schaan, am «Schwarzen Strässle», zusammen mit den zwei jüngeren Brüdern Walter und Erwin aufgewachsen. Ihre Eltern waren Erwin und Marlies Quaderer-Amann, die schon gestorben sind. Ihr Vater Erwin führte viele Jahre das Haldengut Bierdepot in Schaan. In den meisten Wirtschaften des Landes wurde damals das beliebte Haldengut Bier getrunken, das neben dem Löwengarten Bier von Arnold Thöny aus Schaan, das am meisten getrunkene Bier in Liechtenstein war. Die Quaderer haben früher sogar selber Bier gebraut, wie mir Olgi sagte. Die Mutter von Olgi, Marlies geborene Amann, stammte aus dem ehemaligen bekannten Gasthaus Linde von Rudolf Amann an der Kirchstrasse im Aeule in Vaduz.

Auf die damalige Zeit angesprochen, sagt Olgi Quaderer: «Die Mama war für den Papa immer eine grosse Unterstützung durch ihre lebensfrohe Art. Sie hat viel gearbeitet, sie war eine fleissige Frau, aber sie hat auch Zeit für uns Kinder gehabt. Und wenn ich zurückdenke, muss ich die Mama bewundern, denn auf der einen Seite hat sie das ganze Geschäft mitgetragen mit dem Papa und seiner Krankheit. Sie sind viel miteinander auf Kundschaft gegangen, in die Wirtschaften und Cafés, dort, wo man überall das Bier verkauft hat. Andererseits hatte sie immer Zeit für uns, wenn wir Kinder aus der Schule heim gekommen sind. Dann haben wir Mama gerufen, wenn wir zur Türe hereingekommen sind. Sie war da und wir haben Zvieri gegessen und dann hat Mama uns geholfen, die Hausaufgaben zu machen.»

Schulen und Ausbildung

Die Volksschule war damals noch im Dorf, dort wo heute das Rathaus steht, vis-à-vis vom ehemaligen Kleidergeschäft Wanger. Olgi Quaderer kann sich noch gut an die Schwester Elfriede, sowie an die Lehrer Josef Hoop, Jakob Falk und Ferdi Schädler erinnern, die damals die Wegbegleiter in der Volksschule waren. Nach der fünften Klasse wechselte sie dann ins Institut St. Elisabeth auf Dux in Schaan und besuchte dort die Realschule.

Olgi hat 1970 die Schule abgebrochen, weil Mama Marlies schwer erkrankte und Olgi fragte, ob sie in der Zeit ihrer Krankheit nicht zu Hause arbeiten könnte?

Olgi Quaderer: «Ja, klar, ich habe das gerne gemacht, da auch mein Papa durch seine Krankheit im Geschäft auf Unterstützung angewiesen war. Das Arbeiten zuhause und die Mitarbeit im Geschäft haben mir Freude gemacht und ich konnte viel lernen. Ich habe das ungefähr ein Jahr lang gemacht, bis meine Mama wieder gesund war.»

Und wie ging es dann weiter, fragte ich? Olgi Quaderer: «Ich besuchte dann die Haushaltungsschule Obere Waid in St. Gallen und war von 1972 bis 1973 ein Jahr im Welschland am Institut Les Buissonnets in Fribourg, um Französisch zu lernen.»

«Ich dachte nie daran, einmal Schwester zu werden. Mein Lebensziel war es, ledig zu bleiben und als Heimerzieherin im sozialen Bereich behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu helfen und sie zu unterstützen. Ich liebte diesen Beruf sehr.»

Traumberuf: Heimerzieherin

Für Olgi Quaderer war schnell klar, dass sie Heimerzieherin werden wollte. Heute sagt man zu diesem Beruf Sozialpädagogin. Nach dem Besuch der Handelsschule Merkuria in Buchs machte sie im Heilpädagogischen Zentrum in Neu-St. Johann ein Vorpraktikum, bevor sie in Rorschach in der Heimerzieherschule «Stella Maris» im Jahre 1975 anfing. Die Ausbildung dauerte drei Jahre, die Olgi im Herbst 1977 mit dem Diplom abschloss. Sie bekam bereits ein Stellenangebot, bevor sie überhaupt das Heimerzieherdiplom hatte. Sie war anschliessend bis Dezember 1978 als Heimerzieherin im Johanneum Neu-St. Johann tätig. Olgi Quaderers Kommentar zu ihrem Traumberuf: «Ich dachte nie daran, einmal Schwester zu werden. Mein Lebensziel war es, ledig zu bleiben und als Heimerzieherin im sozialen Bereich behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu helfen und sie zu unterstützen. Ich liebte diesen Beruf sehr.»

Von der Heimerzieherin zur  Schönstätter Marienschwester M. Olgi Quaderer

Olgi Quaderer sagt selbst, dass die Heimerzieherschule ihr Glück gewesen sei. Olgi kannte weder Quarten noch das Zentrum Neu-Schönstatt in Quarten oder die Marienschwestern, bis sie auf Grund der Einladung einer Schulkollegin an einem Wochenende im Mai 1975 zum ersten Mal das Zentrum in Quarten besuchte. Sie nahm dann ein Jahr später an der Pfingsttagung der Schönstatt Mädchenjugend teil und zwei Jahre später machte sie an der Schönstatt-Wallfahrt mit und besuchte Schönstatt in Vallendar bei Koblenz, wo die Schönstattbewegung von Pater Josef Kentenich gegründet wurde.

Im Gespräch wurde deutlich, dass die Muttergottes im Leben von Olgi Quaderer eine grosse Rolle. spielte und immer noch spielt. Sie sagt, dass sie schon als kleines Mädchen die Muttergottes gerne gehabt habe.

Olgi Quaderer: «Ich bin mit meinen Eltern viel in den Dux Wald spazieren gegangen und dann sind wir ins Dux Kirchlein, das ja der Muttergottes geweiht ist und haben kurz gebetet. Das war für mich immer schön.»

Die Besuche in Quarten waren jedes Mal mit einem Besuch in der Marienkapelle verbunden. Das hat bei ihr einen tiefen Eindruck hinterlassen und Olgi sagt: «Da hatte ich das Gefühl, dass die Muttergottes besonders anwesend ist und ich fühlte mich wie zuhause.»

«Nach dem mir bewusst geworden ist, dass ich auch als Schwester karitativ tätig sein kann, war für mich klar, dass ich Schönstätter Marienschwester werden will.»

Für Olgi Quaderer stand die Frage, Schönstätter Marienschwester zu werden lange nicht im Vordergrund, sie sah ihre Lebensaufgabe in der Unterstützung und Hilfe für behinderte Menschen. Auf meine direkte Frage, warum sie Schönstätter Marienschwester geworden sei, sagt Olgi Quaderer dann: «Aber unterschwellig kam die Frage Marienschwester zu werden immer wieder hoch. So betete und rang ich im Stillen um den Willen Gottes für meinen weiteren Lebensweg und führte Gespräche. Soll ich Schwester werden oder soll ich karitativ bleiben? Das ist dann eine weitere Frage gewesen, die mich beschäftigt hat. Nach dem mir bewusst geworden ist, dass ich auch als Schwester karitativ tätig sein kann, war für mich klar, dass ich Schönstätter Marienschwester werden will. Ich bin dann am 18. Februar 1979 in das Säkularinstitut der Schönstätter Marienschwestern in Quarten/St.Gallen eingetreten. Ich bin heute noch dankbar und glücklich, dass ich diesen Weg gegangen bin und in Zusammenhang mit der Muttergottes kann ich wirklich sagen, sie hat mich geführt.»

Seit 41 Jahren Schönstätter Marienschwester

Schwester M. Olgi Quaderer hat in der Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern viele wichtige Aufgaben wahrgenommen. Sie hat sich als gelernte Sozialpädagogin viele Jahre mit behinderten Menschen beschäftigt, hat ihnen geholfen und sie unterstützt. Sie hat unter anderem sechs Jahre in ihrem Wohnheim in Weesen, wo behinderte Menschen betreut werden, als Sozialpädagogin eine Gruppe geleitet. Sie wurde dann von den Vorgesetzten gefragt, in einem Altersheim auszuhelfen, was sie auch gerne tat.

Schwester M. Olgi Quaderer: «Ich war im Altersheim Tann-Rüti im Kanton Zürich im Einsatz. Dort habe ich in der Pflege und im Service geholfen. Dann war ich noch in einem Altersheim im Kanton Zug, weil ich mich noch mehr und besser mit der Pflege befassen wollte. Ich habe auch Pflegehelferinnenkurse besucht. Ich dachte, dass ich die Erfahrungen, die ich da gemacht habe, später für die eigenen Mitschwestern nutzen kann.» Seit 2012 ist Schwester M. Olgi Quaderer wieder ständig in Quarten und hat eine neue Aufgabe übernommen.

Das Pilgerheiligtum oder die Wandermuttergottes

Schwester M. Olgi Quaderer ist seit 2012 für das Projekt «Pilgerheiligtum» oder Wander-Muttergottes für das Fürstentum Liechtenstein zuständig, was ihr grosse Freude macht. Das «Pilgerheiligtum» ist eine Form der Marienverehrung und hat ihren Ursprung in Brasilien. Jesus und Maria sind im Zeichen des Pilgerheiligtums/Wander-Muttergottes weltweit unterwegs zu den Menschen.

«Am 1 Adventssonntag 2001 wurde die erste Wander-Muttergottes anlässlich der Aussendungsfeier in der Marienkapelle in Quarten vom damaligen Pfarrer Degen und Schaaner Frauen nach Schaan abgeholt.»

Es hat 1950 in Brasilien durch den einfachen Familienvater und Diakon Joao Luiz Pozzobon angefangen. Inzwischen werden täglich mehr als 300 000 Wander-Muttergottes in über 120 Ländern von Person zu Person, von Familie zu Familie weiter gegeben. Schwester M. Olgi Quaderer sagt zur Geschichte der Wander-Muttergottes in Liechtenstein folgendes: «Am 1 Adventssonntag 2001 wurde die erste Wander-Muttergottes anlässlich der Aussendungsfeier in der Marienkapelle in Quarten vom damaligen Pfarrer Degen und Schaaner Frauen nach Schaan abgeholt. Mittlerweile sind es 36 Kreise von jeweils acht bis 10 Leuten, zu denen die Muttergottes nach Hause kommt. Es freut mich besonders, dass die Wander-Muttergottes in allen Gemeinden unseres Landes wandern darf. Diese Aufgabe des Pilgerheiligtums ist mir sehr ans Herz gewachsen.»

Schwester M. Olgi Quaderer: «Quarten ist ein sehr schön gelegener Ort über dem Walensee, mit dem Auto von Unterterzen in wenigen Minuten erreichbar (vis-à-vis über dem Walensee ist Quinten). Das Zentrum Neu-Schönstatt hat eine ausgezeichnete Lage mit Blick auf den Walensee.

Wir Schönstätter Marienschwestern leben und wirken in Quarten und sind fürs Zentrum Neu-Schönstatt zuständig. Unser Zentrum bietet viel Platz für Tagungen, Seminare, Veranstaltungen und Gäste. Wir haben auch ein Jugendzentrum. Im Sommer sind bei uns Wanderer und im Winter Skifahrer herzlich willkommen. Wir kümmern uns sehr um unsere Gäste, damit sie den Aufenthalt und die Ferien hier geniessen können.

Zum Zentrum gehört ein grosser Kinderspielplatz sowie ein öffentliches Restaurant, das täglich von 08.00 Uhr bis 21.00 Uhr durchgehend geöffnet ist (Wegen Corona zur Zeit: 11.00 bis 17.00 Uhr). Unsere grösste Kraftquelle ist die Schönstatt-Gnaden-Kapelle, welche täglich von 07.00 Uhr bis 21.00 Uhr geöffnet ist.

Was ist das Besondere an Euch Schönstätter Schwestern? Schwester M.Olgi Quaderer: «Das Besondere an uns ist eigentlich die Gnadenkapelle. Wir haben eine besondere Beziehung zur Muttergottes. Darum sind wir auch die Schönstätter Marienschwestern.»

Was bedeutet Dir der Glaube?

Schwester M. Olgi Quaderer: «Der Glaube bedeutet mir sehr viel und je älter ich werde umso mehr. Der Glaube ist für mich eine wichtige Kraftquelle und das immer schon. Durch das lange Leben ist der Glaube in mir immer tiefer geworden und dafür bin ich sehr dankbar. Und es ist für mich auch schön, wenn ich durch ein Gespräch, einen Besuch oder ein Telefon anderen von meinem Glauben etwas weitergeben kann.»

Schwester M. Olgi Quaderer ist am 6. März 1955 in Schaan geboren. Sie hat also das Pensionsalter erreicht, ist aber immer noch sehr aktiv. Ich habe sie gefragt, ob es für sie ein Problem sei, wenn sie ans Alter denke?

Schwester M. Olgi Quaderer: «Wenn ich ans Alter denke, dann freue ich mich eigentlich auf diese Zeit. Ich stehe gerne im Leben, aber es wird für mich auch einmal die Zeit kommen, wo auch ich langsamer werde und die Kräfte schwinden. Dann wird aber meine eigentliche Aufgabe das Gebetsleben vermehrt zum Zuge kommen. Das bedeute mir sehr viel, weil dann mein Leben bis zum Ende meines Lebens lebenswert ist. Wir sind zudem für die Ewigkeit geschaffen und nicht allein für diese Welt. Der Tod gehört auch zum Leben.»

«Liechtenstein bedeutet mir nach wie vor sehr viel und ich bin und bleibe Liechtensteinerin. Liechtenstein hat einen besonderen Platz in meinem Herzen wie das Gebet jeden Tag für die Leute.»

Schwester M. Olgi Quaderer lebt seit 41 Jahren in der Schweiz. Ich frage, ob sie nun Schweizerin oder Liechtensteinerin sei? Schwester M. Olgi Quaderer: «Ich bin keine Schweizerin nein …, aber ich bin der Schweiz für vieles dankbar. Ich fühle mich mit der Schweiz eng verbunden, seit ich in der Schweiz zur Schule gehen, meine Ausbildung machen und arbeiten konnte. Liechtenstein bedeutet mir nach wie vor sehr viel und ich bin und bleibe Liechtensteinerin. Liechtenstein hat einen besonderen Platz in meinem Herzen wie das Gebet jeden Tag für die Leute. Und was ich noch sagen möchte, ich bin dankbar für die grosse und enge Verbundenheit vom Fürstenhaus mit uns Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern.»

Schwester M. Olgi Quaderer würde sich über jeden Besuch aus Liechtenstein im Zentrum in Quarten sehr freuen! Wir wünschen Schwester M. Olgi Quaderer und den Schönstätter Marienschwestern eine gute Zukunft.