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60Plus | Porträt | August, 2022
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David Eberle, Balzers

Er kennt die Balzner wie seinen eigenen Hosensack

Die Familienforschung der Balzner Geschlechter begleitet David Eberle bereits ein Leben lang und lässt ihm bis heute keine Ruhe. Im Historischen Lexikon steht geschrieben, dass das Geschlecht der Eberle erstmals 1497 erwähnt wurde. David Eberle sagt, dass die «Eberle» mit dem ersten «Walserzug» im Jahre 1298 von Graubünden nach Liechtenstein eingewandert seien und sich auch in Balzers niedergelassen hätten. Er bezeichnet sich als Ur-Balzner und gehört zur Sippe der «sSänna» weil ein Vorfahre viele Jahre Senn in Balzers war.

Werner Ospelt von 60PLUS hat sich mit David Eberle unterhalten und wollte mehr über seine Leidenschaften und sein Leben in Erfahrung bringen.

Der im Jahr 1944 geborene David Eberle befasst sich seit über 50 Jahren mit den Balzner Familiengeschichten. Die Frage, die er immer wieder stellt: «Wäm ghörscht?» Er kennt die Balzner und deren Familien wie seinen eigenen Hosensack. Er hat ein enges Beziehungsnetz vor allem zu Familienforschern in der Schweiz und Vorarlberg aufgebaut. Und es ist schon erstaunlich und zeugt von der Wertschätzung, dass der Liechtensteiner David Eberle im Jahr 2006 zum Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung (SGFF) gewählt wurde. Seine zweite grosse Leidenschaft ist der Feldgartenverein Balzers. David Eberle ist seit 1999 dessen Präsident. Er hat bisher viel getan und setzt sich auch weiterhin mit grossem Engagement für den Verein ein, damit die Mitglieder mit ihrem Garten viel Freude haben.

David Eberle war schon immer ein neugieriger und wissbegieriger Zeitgenosse. Er machte eine kaufmännische Lehre, bevor er ins Berufsleben einstieg. Die Aus- und Weiterbildung war und ist ein wichtiger Bestandteil in seinem Leben. Vor allem seine Ausbildung zum «IT-Spezialisten» hat ihm sowohl beruflich als auch bei der Familienforschung sehr genutzt. Ohne Digitalisierung der Daten geht heute nichts mehr.

David Eberle hat viele Talente und Fähigkeiten. Er wird als Praktiker, Organisationstalent und Allrounder sehr geschätzt. War er anpackt, führt er auch erfolgreich zu Ende.

Bevor er 2008 in Pension ging, arbeitete er 19 Jahre bei einem renommierten Rechtsanwalts- und Treuhandbüro, wo er vor allem Spezialaufgaben übernahm.

David Eberle ist seit 56 Jahren mit Inge geborene Ritter aus Altstätten verheiratet. Sie haben drei Töchter und zwei Söhne, die alle mit ihren Familien in Balzers wohnen. Es ist ihm nie langweilig. Er geniesst zusammen mit seiner Frau jeden Tag. Die Leidenschaft für die Ahnenforschung und den Feldgartenverein gehört heute noch zu seinem Leben. Wir wünschen ihm, seiner Frau Inge und der ganzen Familie alles Gute und viel Gesundheit!

Balzner Familiengeschichten

David Eberle hat zuerst über die eigenen Vorfahren, die «Eberle» in Balzers, Nachforschungen angestellt. Er erzählte mir, dass der Fortbestand der «sSänna-Linie», also der Sippe, zu der David Eberle gehört, im 19. Jahrhundert an einem seidenen Faden hing, da es fast nur weibliche Nachkommen gab. Das hat sich dann mit dem Ehni von David, dem «sSänna Aloisi» geändert. Der hatte fünf Buben. Da explodierte die männliche Nachkommenschaft fast wieder und der Fortbestand war gesichert.

David Eberle gab sich jedoch mit der eigenen Familiengeschichte nicht zufrieden. Der Ahnenforscher befasst sich seit über 50 Jahren mit den Balzner Familiengeschichten. Er hat bereits an die 48 000 Balznerinnen und Balzner und deren Familien erfasst und digitalisiert. Er weiss von allen Balznern, woher sie kommen und wohin sie gehören. Sein Schlüssel zum Erfolg war und ist immer die Frage: «Wäm ghörscht?» Weiss David Eberle den Namen des Vaters oder der Mutter, dann macht es bei ihm klick und er hat den Stammbaum im Kopf. Wenn es in Balzers um Familiengeschichten geht, wird David Eberle gerne und oft um Auskunft gefragt. 

Die Familiengeschichten gehen weiter und die Leidenschaft von David Eberle ebenfalls. Die Ahnenforschung von David Eberle kann nicht hoch genug geschätzt werden und verdient grossen Respekt und Anerkennung. 

Auf der Pralawisch in Balzers zu Hause

David Eberle erinnert sich gerne an die Zeiten von damals, als er aufgewachsen ist, und sagt: «Der Vater, der auch David hiess, wie ich, war Baupolier und Nebenerwerbsbauer. Der kleine Viehbestand setzte sich aus einer Kuh, einem Rind, fünf Ziegen, Schweinen, Hühnern, Gänsen und Hasen zusammen. Unsere kleine Landwirtschaft leistete einen wichtigen Beitrag für die Selbstversorgung der Familie. Mein Vater war mit Anna geborene Hasler aus Nendeln verheiratet. Wir waren fünf Geschwister: Blandi, Anni, Yolanda, Germann und ich, der Jüngste, geboren 1944.» David erzählt dann weiter, dass sein Vater im Jahr 1938 den Hausanteil Nr. 58 1/2 von der Witwe des Fidel Frick gekauft hat. Er hat es dann abgerissen und mit seinen Brüdern ein neues Haus gebaut. Leider ist der Vater durch einen Unfall, infolge eines Stromschlags, 1948 gestorben, als sein Sohn David gerade einmal vier Jahre alt war. Wie mir David sagte, hat dann Mama Anna einen Quartierladen (Tante-Emma-Laden) auf Pralawisch eröffnet, der zu einem «Feierabend-Treffpunkt» für die Leute im Quartier wurde.

David Eberle ist ohne Vater aufgewachsen

David Eberle: «Es war vielleicht schon etwas ‹speziell› und nicht einfach, als ‹Jüngster› der fünf Geschwister ohne Vater aufzuwachsen. Ich wurde von meiner guten Mama und meinen älteren Schwestern bestens umsorgt und sogar oft verwöhnt. Meine Mama war eine einfache Frau, aber eine starke Persönlichkeit, die sich zu behaupten und durchzusetzen wusste. Das war auch notwendig und gut so. Mein sieben Jahre älterer Bruder ersetzte mir den fehlenden Vater und war Vorbild. Er war die Bezugsperson, zu der ich immer aufblickte und bei dem ich Rat holen konnte. Trotz aller ‹Unbill› hatte ich eine sehr schöne Kindheit. Zumindest habe ich das so empfunden. Ausser dem Vater fehlte es mir an überhaupt nichts.»

Er erinnert sich gerne an die Zeit, wo sich alle im Dorf noch kannten und insbesondere in den Quartieren der gegenseitige Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft bzw. die sprichwörtlichen «nachbarschaftlichen Beziehungen» noch sehr grossgeschrieben wurden.

David Eberle ist in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen, damals als die Industrialisierung einsetzte. Er erinnert sich gerne an die Zeit, wo sich alle im Dorf noch kannten und insbesondere in den Quartieren der gegenseitige Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft bzw. die sprichwörtlichen «nachbarschaftlichen Beziehungen» noch sehr grossgeschrieben wurden. Es war auch noch die Zeit der «offenen Haustüren». Das bedeutete, dass das gegenseitige Vertrauen noch fast uneingeschränkt vorhanden war und auch praktiziert wurde. David sagt: «Eine Zeit, an die ich mit etwas Wehmut denke.»

David Eberle und Inge geborene Ritter aus Altstätten gründen eine Familie

David lernte seine spätere Frau Inge Ritter bei einer Veranstaltung in Balzers, an einem «Wienerabend», kennen. Es hat zwischen den beiden gefunkt. David hat dann, wie er selber sagt, Ingeborg nicht mehr losgelassen. Und weil alles bestens gepasst hat, haben sie am 1. April 1967 geheiratet und sind heute noch, nach 56 Ehejahren, ein glückliches Paar. David und Ingeborg haben fünf Kinder: Barbara, Jenny, Yasmin, Gunnar und Michael. Sie hätten auch noch zwei Buben (Zwillinge) gehabt, wenn diese nicht bei der Geburt gestorben wären.

David hat im Jahr 1979 an der Palduinstrasse in Balzers im Baurecht ein Haus gebaut, wobei er betont, dass er sehr viel selber gemacht hat, und auch als die Kinder bauten, hat er diesen sehr viel geholfen. Sein handwerkliches Geschick und Talent konnte er dabei sehr gut anwenden. Die drei Töchter und die zwei Söhne haben schon lange eigene Familien. Und alle wohnen und leben in Balzers. David und Inge sind in der Zwischenzeit stolzer Ehni und stolze Ahna von 15 Enkelkindern.

Die zweite grosse Leidenschaft von David Eberle: der Feldgartenverein Balzers

Der Feldgartenverein Balzers wurde 1977 gegründet und stellt den Mitgliedern derzeit 43 Parzellen im Ausmass von 200 oder 100 m2 zur Verfügung, damit diese, weil sie keinen eigenen Garten haben, anpflanzen und eigenes Gemüse oder Früchte ernten können. Die Parzellen sind voll belegt und es besteht für neue Mitglieder eine Warteliste.

Der Feldgartenverein Balzers hat sich zu einem wichtigen Ort und Treffpunkt der Gartenfreunde in Balzers entwickelt. Die Mitglieder wohnen alle in Balzers, aber kommen ursprünglich nicht nur aus Liechtenstein und Balzers, sondern wie auf der Webseite des Gartenvereins zu lesen ist, auch aus Deutschland, Italien, Österreich, Portugal, der Schweiz und Slowenien. Der Verein leistet damit auch einen wichtigen Beitrag zur Integration. Die Webseite www.feldgartenvereinBalzers enthält viele interessante Informationen. Es lohnt sich, da hineinzuschauen.

Es ist wichtig, die sozialen Kontakte unter den Mitgliedern, mit anderen Vereinen und der Gemeinden zu pflegen. David Eberle wird auch weiterhin mit Leidenschaft für den Feldgartenverein Balzers tätig sein.

David Eberle ist seit 1999 Präsident des Vereins und trägt mit seinen Gartenfreunden viel dazu bei, dass es den Mitgliedern gut geht. Dabei geht es nicht nur um das Anpflanzen und Ernten, sondern im Verlaufe des Jahres werden zahlreiche Veranstaltungen mit den Mitgliedern durchgeführt. Es ist wichtig, die sozialen Kontakte unter den Mitgliedern, mit anderen Vereinen und der Gemeinden zu pflegen. David Eberle wird auch weiterhin mit Leidenschaft für den Feldgartenverein Balzers tätig sein. Wie mir David Eberle sagte, soll es in Balzers unter vorgehaltener Hand heissen, dass im Feldgartenverein Balzers und in Balzers ohne den «Eberle-Clan» nichts gehe. Als er das sagt, lacht er!

Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung: Präsident David Eberle

Bei der Familienforschung der Balzner Geschlechter war die Zusammenarbeit mit anderen Ahnenforschern für David Eberle sehr wichtig. Er hat ein enges Netzwerk, vor allem zu Familienforschern in der Schweiz und Vorarlberg, aufgebaut. So ist es nicht verwunderlich, dass er mit der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung eng zusammenarbeitete. Der damalige Präsident der SGFF, Dr. Heinz Ochsner, wurde schon bald auf Davide Eberle aufmerksam und lernte ihn schätzen. Da Heinz Ochsner krank wurde und nicht mehr als Präsident kandidierte, schlug dieser David Eberle als Präsidenten vor, der davon aber als Liechtensteiner nichts wissen wollte. Mit viel Überzeugungskraft und Druck ist es dann doch gelungen, dass David Eberle sich aufstellen liess und an der Generalversammlung im Mai 2006 einstimmig für zwei Jahre zum Präsidenten gewählt wurde. In der Zeit der Präsidentschaft von David Eberle sind grosse Projekte in Angriff genommen worden, unter anderem eine Zusammenarbeit zwischen der amerikanischen Botschaft in Bern und der Schweizerischen Gesellschaft für Ahnenforschung zum Zweck der Erforschung der Wurzeln von Auswanderern von der Schweiz in die USA.

Davide Eberle macht sich viele Gedanken

David Eberle führt die Balzner Familiengeschichten auch mit 78 Jahren weiter und auch der Feldgartenverein ist ihm ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Als ich ihn auf das Alter anspreche, sagt David: «Alt werden ja, aber gesund!» Balzers ist für David das Mass aller Dinge. Da ist er zu Hause, da fühlt er sich wohl. Er diskutiert gerne. Dafür ist der Stamm ein wichtiger Treffpunkt. Wenn er über das Fürstentum nachdenkt, dann sieht er in der Kleinheit für die Zukunft eher Vorteile als Nachteile. Und er ist «Für Gott, Fürst und Vaterland» eingestellt. Er ist der Meinung, dass das Fürstenhaus die Grundlage für unseren Wohlstand geschaffen hat.

David Eberle ist ein Familienmensch

David Eberle kommt aus einer grossen Familie und hat selbst eine grosse Familie, die ihm viel bedeutet. Er sagt: «Neben meinen zwei Leidenschaften Ahnenforschung und Feldgartenverein bedeutet mir die Familie und der Eberle-Clan alles. Ich bin ein Familienmensch.» Der Wunsch von David Eberle zum Schluss des Interviews: «Dass ich, solange mein Dasein auf dieser buckligen Welt noch erwünscht und genehm ist, möglichst gesund und einigermassen fit an Leib und Seele bzw. an Körper und Geist bleiben kann.»