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60Plus | 300 Jahre | November, 2019
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300 Jahre Liechtenstein –Erfolgsmodell für die Zukunft?

von Daniela Wellenzohn-Erne, Vorsteherin, Triesen

Es ist nicht einfach, 300 Jahre an Geschichte, Persönlichkeiten, Entscheidungen und Fügungen Revue passieren zu lassen. In den letzten 300 Jahren prägten nicht nur interessante, intelligente, vorausschauende und heimatverbundene Persönlichkeiten die Geschicke Liechtensteins. Zuweilen waren es auch Fügungen, welche – erst im Rückblick betrachtet – Liechtenstein zu dem machten, was es heute ist. Ein wunderbares Land, in der Aussensicht oft ein malerisches Paradies, das sich aus der Armut zu einem wirtschaftlich florierenden Staat entwickeln konnte. 

Nicht alles, was vor Jahrhunderten oder Jahrzehnten entstand, stiess zu jener Zeit auf Gegenliebe. Aber alle Entscheidungen, Entwicklungen und Prägungen haben schliesslich ihren Teil dazu beigetragen, dass wir heute das sind, worauf wir alle stolz sein dürfen.

Betrachtet man die Entwicklung Liechtensteins aus Triesner Sicht, so dürfen wir aus «Dorfsicht» selbstbewusst behaupten, dass auch wir Triesner massgeblich an der positiven Entwicklung Liechtensteins mitgearbeitet haben. Es gab immer wieder grosse Triesner Persönlichkeiten, welche Meilensteine für unser Land gesetzt haben. Einzelne davon namentlich zu erwähnen, wäre aber eindimensional. Ich könnte vielen grossen Männern und Frauen, die vielleicht im Hintergrund so Vieles geleistet haben, schlichtweg nicht gerecht werden. Und bei einer Hommage auf den 300. Geburtstag eines Landes auch nur eine Persönlichkeit zu vergessen, wäre fatal.

Ich erinnere, dass Liechtenstein arm war. Und diese Zeit ist noch nicht allzu lange her. Erste Einkünfte, mit welchen Familien planen durften, entstanden erst mit der Industrialisierung unseres Landes. Und den historischen Wert dieser Industrialisierung haben wir in Triesen mit der Fabrik erhalten. Wo früher Familienväter und Mütter hart und
entbehrungsreich ihr Tagwerk verrichteten, um einen Lohn für die Familie zu generieren, findet heute Bildung und Kultur statt. Gut, dass wir uns dies heute leisten können. 

Wir sind heute in der glücklichen Lage, Infrastrukturen, die früher nur dazu dienten, mit der Welt wirtschaftlich Schritt zu halten, für andere Zwecke zu nutzen. Und genau diese Entwicklung macht Liechtenstein heute so wertvoll.

Wir sind fähig geworden, Entscheide, die früher gängig, normal und unumstösslich waren, kritisch zu hinterfragen. Wir sind in der Lage, frühere Entscheidungen nach der «Zukunftstauglichkeit» zu beurteilen und Korrekturen vorzunehmen. So entwickeln wir uns weiter. Und zwar nicht nur als Gemeinde, sondern als Land.

Triesen bietet neben Tagesstätten, Kindergärten, öffentlichen und privaten Schulen, weiterführenden Schulen, der Musikschule auch eine Universität an.

Wir sind in der glücklichen Lage, uns bewusst mit der Frage zu befassen, wie wir Ressourcen richtig einsetzen, um solide Strukturen für künftige Generationen zu hinterlassen. Und die Gemeinde Triesen setzt bei diesen Ressourcen sehr stark auf die Bildung. Triesen ist unumstritten der Bildungsstandort Liechtensteins. Triesen bietet neben Tagesstätten, Kindergärten, öffentlichen und privaten Schulen, weiterführenden Schulen, der Musikschule auch eine Universität an. Nicht nur für unsere Gemeinde, sondern für das gesamte Land leistet dies einen wesentlichen Beitrag für eine positive Zukunft. Als Bildungsstandort bieten wir allen Menschen Zugang zu Wissen. Und dieses erworbene Wissen wird Liechtenstein als Staat auch künftig in die richtige Richtung lenken.

Neben der Bildung bieten wir heute in Triesen – und selbstverständlich auch in allen anderen Gemeinden – eine ausserordentliche Lebensqualität. Triesen ist ein attraktiver Wohnort, verfügt über eine starke Wirtschaft und ein bedeutendes Gewerbe. Menschen finden bei uns qualifizierte Arbeit, dank der wirtschaftlichen Voraussetzungen und dank der Bildung. Abgerundet wird diese Qualität durch intakte Lebensräume, Moderne und Tradition, politischer Stabilität und durch das Bewusstsein des «Miteinander». 

Ich wünsche mir, dass wir als Land Liechtenstein diese Parameter gemeinsam weiterverfolgen, ausbauen, stärken und immer wieder neu definieren und ausgestalten. Falls wir alle miteinander dazu bereit sind, sehe ich für die nächsten 300 Jahre nur positive Entwicklungsszenarien. Und nicht zuletzt: Vertrauen wir gemeinsam darauf, dass die Fügungen, welche wir nicht beeinflussen können, unserer Heimat auch in Zukunft wohl gesinnt sind. Und bauen wir darauf, dass in weiteren 300 Jahren unsere Nachfahren ebenso positiv und mit Stolz auf unsere aktuellen Generationen zurückblicken werden. Unser aller Antrieb sollte sein, mit unserem Denken und Handeln an die künftigen Kinder und Kindeskinder zu denken, um ihnen ein so attraktives Liechtenstein zu erhalten.