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60Plus | Im Blickpunkt | August, 2022
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Manche mögen’s heiss

Kolumne von Lorenz Risch

Im Sommer kommt es immer häufiger wieder zu länger dauernden Hitzeperioden. Ich persönlich mag das Sommerwetter mit seinen hohen Temperaturen. Auch wenn andere die Sommerhitze lediglich als lästig empfinden, können Hitzeperioden für einige Personengruppen, zum Beispiel Senioren, chronisch kranke Personen, Schwangere und Kinder sogar gesundheitsgefährdend sein. Hitzeperioden lassen viele Personen in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein. Die folgenden Zeilen sollen darlegen, was hilft, um Hitzeperioden möglichst gut zu meistern und gesundheitliche Folgeschäden zu vermeiden. 

Seit 2005 gibt Meteo Schweiz sogenannte Hitzewarnungen heraus. Die Basis der Hitzewarnung wird aufgrund einer Zusammenstellung der mittleren Tages- und Nachttemperaturen erstellt. Der Temperaturmittelwert eines Tages wird dabei jeweils von Mitternacht bis Mitternacht erstellt. Das Schweizerische Tropeninstitut konnte zeigen, dass dieser Mittelwert in der Schweiz gut mit der Sterblichkeit korreliert. Je höher der Temperaturmittelwert während Hitzeperioden, umso höher die Sterblichkeit. Interessanterweise ist in der Schweiz eine erhöhte Luftfeuchtigkeit wohl mit einem verminderten Wohlbefinden verbunden, nicht aber mit der Sterblichkeit. 

Auf der Basis einer mittleren Tagestemperatur wird in der gesamten Schweiz ein Hitzewarnkonzept mit 3 Gefahrenstufen definiert. Wenn die mittlere Tagestemperatur für ein bis zwei Tage auf 25 °C oder mehr ansteigt, wird von Gefahrenstufe 2 (entsprechend einer mässigen Gefahr) gesprochen. Wenn die mittlere Temperatur für mindestens drei Tage zwischen 25–27 °C liegt, handelt es sich um die Gefahrenstufe 3 (erhebliche Gefahr). Falls die mittlere Temperatur für mindestens drei Tage bei 27 °C oder darüber liegt, entspricht dies die Gefahrenstufe 4 (grosse Gefahr). Wenn Gefahrenstufe 3 oder mehr vorliegt, wird von einer Hitzewelle gesprochen, bei Gefahrenstufe 2 von einer kürzeren Hitzeperiode. 

Andererseits sollten körperliche Anstrengungen im Freien, wenn sie nicht vermieden werden können, in den kühleren Morgen- oder Abendstunden durchgeführt werden. Gleichzeitig sollte genug und möglich kühle (nicht eiskalte) Flüssigkeit aufgenommen werden, mindestens 1.5 bis 2 Liter pro Tag, falls von einer Grunderkrankung her bezüglich Flüssigkeitseinnahme nicht Vorsicht geboten ist.

Während Hitzewellen und kürzeren Hitzeperioden gilt es, Exposition zur Hitze und Anstrengungen zu minimieren. Dies umfasst einerseits, sich vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen (z. B. mit Sonnenschirm, Schatten, Sonnenhut, Sonnenbrille, Sonnencreme). Andererseits sollten körperliche Anstrengungen im Freien, wenn sie nicht vermieden werden können, in den kühleren Morgen- oder Abendstunden durchgeführt werden. Gleichzeitig sollte genug und möglich kühle (nicht eiskalte) Flüssigkeit aufgenommen werden, mindestens 1.5 bis 2 Liter pro Tag, falls von einer Grunderkrankung her bezüglich Flüssigkeitseinnahme nicht Vorsicht geboten ist. Dies, auch wenn kein Durstgefühl vorhanden ist. Auf Alkohol sollte verzichtet werden. Es sollten erfrischende, leichte Speisen (z. B. Salat, Gemüse, Früchte, Milchprodukte) bevorzugt konsumiert werden. Insbesondere nach körperlichen Anstrengungen, so sie denn nicht verhinderbar sind, sollte auf einen genügenden Ausgleich des Salzverlustes geachtet werden. Hier kann zum Beispiel natriumreiches Mineralwasser helfen (>20 mmol/L Natrium). Tee, Kaffee und Fruchtsäfte sind natriumarm und sind zum Salzausgleich wenig geeignet. 

Wichtig sind letztlich auch Verhaltensmassnahmen. Dabei geht es darum, in engem Kontakt vor allem mit alleinstehenden Senioren, Pflegebedürftigen Personen und Personen mit chronischen Erkrankungen zu bleiben, die ein erhöhtes Risiko für negative Folgen einer Hitzewelle haben.

Zum Fernhalten von Hitze empfiehlt sich, im Wohnraum Vorhänge und Fensterläden zu schliessen, um Wärmeeinstrahlung zu verhindern. Nachts sollte der Wohnraum intensiv mit frischer Luft gelüftet werden. Dem Körper kann mit erfrischenden Duschen, kühlen Tüchern auf Stirn und Nacken, kalten Hand- und Fussbädern Wärme entzogen und Erfrischung gebracht werden. Wichtig sind letztlich auch Verhaltensmassnahmen. Dabei geht es darum, in engem Kontakt vor allem mit alleinstehenden Senioren, Pflegebedürftigen Personen und Personen mit chronischen Erkrankungen zu bleiben, die ein erhöhtes Risiko für negative Folgen einer Hitzewelle haben. Damit kann sichergestellt werden, dass diese Personen bei Wohlbefinden sind, und ob sie die Massnahmen bei einer Hitzewelle befolgen können. Letzlich ist auch daran zu denken, dass Lebensmittel konsequent gekühlt werden, um das Aufkommen von Lebensmittelvergiftungen und Magen-Darm-Trakt-Infektionen durch Keimwachstum auf Lebensmitteln möglichst zu verhindern. 

Mögliche Folgen übermässiger Hitze umfassen Schwäche, Verwirrtheit, Schwindel, vermehrte Neigung zu Muskelkrämpfen, trockener Mund, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Generell ist es in diesen Situationen wichtig, auf Flüssigkeitszufuhr und kühlende Massnahmen zu achten sowie ärztliche Betreuung zu involvieren. Bei Risikopatienten
(z. B. chronische Erkrankungen und pflegebedürftige Personen) sollte täglich die Körpertemperatur gemessen werden. Temperaturen von 38.5 °C und mehr sind Leitsymptom eines Hitzestaus und erfordern umgehend ärztliche Massnahmen. 

Wenn eine Hitzewelle vorüber ist, sollte letztlich darauf geachtet werden, dass der Körper genügend Erholungszeit hat, bevor es wieder zu sportlichen Höchstleistungen kommt. Hitzewellen sind in Zukunft im Rahmen der klimatischen Veränderungen häufiger zu erwarten. Umso wichtiger ist es, auch in Zukunft wachsam zu sein und adäquate Massnahmen zu treffen. Hitzewellen sind sicher die Rückseite der Medaille eines von schönem Wetter geprägten Sommers. Erkennen und Handeln kann auch hier Gesundheit fördern und Schaden verhindern. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen wohl temperierten Sommer, der Ihnen mit langen Tagen viel Freude bringt. 

Lorenz Risch ist Facharzt für Innere Medizin sowie für medizinische und chemische Labordiagnostik. Er ist Professor für klinische Biochemie an der Universität Bern. An der Harvard University in Boston hat er ein Masterstudium in Public Health absolviert. Diese Studienrichtung beschäftigt sich mit dem öffentlichen Gesundheitswesen und der Verbesserung der Volksgesundheit.