von Mathias Ospelt
Im dritten Teil der neuen Reihe des «60PLUS», in der jeweils eine Dorfmundart Liechtensteins kurz und ohne wissenschaftlichen Anspruch vorgestellt wird, geht es um die Unterländer Gemeinde Ruggell.
Es gibt zwei Hauptgruppen des «Unterländischen» Dialektes, nämlich die Gruppe, die sich auf Bendern, Gamprin, Schellenberg und Ruggell beschränkt, sowie die Gruppe, die aus Eschen/Nendeln und Mauren/Schaanwald besteht. Einer der Kernbegriffe, um die beiden Gruppen auseinanderzuhalten ist sicherlich die unterschiedliche Bezeichnung für die «Kartoffel». In Ruggell z. B. sagt man «Herdöpfel», in Eschen «Grundbirra». Ganz generell lässt sich auch speziell beim Ruggeller Dialekt eine bestimmte Nähe zu den benachbarten Dialekten Vorarlbergs feststellen. Etwas, das anderen Unterländer Dialekten ein wenig mehr und den Oberländer Dialekten gänzlich fehlt.
«Am Marga nooch am Zmarga met dr Handargla ums Darf ummi argla».
Eine der Charakteristiken des Ruggeller Dialekts ist sicherlich der Vokal «a», der oftmals das geläufigere «o» ersetzt. Hierzu gibt es einen bekannten Beispielsatz, der dies anschaulich zeigt: «Am Marga nooch am Zmarga met dr Handargla ums Darf ummi argla». Will heissen: Am Morgen nach dem Frühstück mit der Handorgel ums Dorf herumorgeln. Eine weitere ruggellerische Angelegenheit ist der Ausdruck «an Eier» für «ein Ei», wobei der Unterschied zu den anderen Unterländer Dorfdialekten wiederum im helleren «a» bei «an» liegt. Die Seltsamkeit des nordliechtensteinischen «ein Eier» wurde bereits in einer früheren Ausgabe des «Wia seet ma» erläutert (März 2018).
Beispiele für Ruggellerisch
- Modla: Mädchen (pl), auch: Töchter
- Drentza (auch: Tränsa): Mistgabel
- gröö: grün
- loomig: lehmig
- Loosa: Fahrrinne, Vertiefung
- Sarga: Sorgen
- Klammara: Waldameise
- Umbosa: Ameise
- warba: Gras vor dem Heuen aufschütteln
- Handargla: Handorgel
Quelle: Liechtensteiner Volksblatt vom 8. Oktober 2011 und 27. November 2012.