von Dr. Lukas Hinterhuber
Sehr jeher ist es Tradition, mit einem Glas Wein auf die Gesundheit anzustossen. «Zum Wohl!» «Gesundheit!». So wird insbesondere dem Rotwein durch seinen Gehalt an Resveratrol eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Wenn ich mir jedoch die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO durchlese, wird mir angst und bange. Sollten wir nun unseren Konsum von Alkohol auf null reduzieren? Und was können wir tun, um Lebererkrankungen zu überlisten? (1)
Der Leber werden bis zu 500 verschiedene Funktionen zugeschrieben. In erster Linie hat sie eine Türsteherfunktion und sorgt dafür, dass ungebetene Gäste nicht in die Blutbahn gelangen. So wird das Blut aus den Verdauungsorganen direkt durch die Leber geführt, wo Nährstoffe verstoffwechselt und Giftstoffe neutralisiert werden.
Alkoholische Lebererkrankung
Insgesamt steht der Alkohol als Todesursache in den westlichen Ländern an dritter Stelle. Der übermässige Konsum von Alkohol kann zu Ansammlung von Fett in der Leber führen (Fettleber). Dies kann zu Entzündungen und narbigen Leberveränderungen führen, was schliesslich bei manchen Patienten mit einem Leberversagen endet.
Moderates Trinken scheint gegen Herzerkrankungen zu schützen – vermutlich auch wegen der blutverdünnenden Wirkung sowie auch des Gehaltes an Resveratrol in Wein.
Ist moderater Alkoholgenuss nicht vorteilhaft?
Jeder wird mir zustimmen, dass übermässiges Trinken, Trinken in der Schwangerschaft und Komatrinken in der Jugend keine guten Ideen sind. Aber wie sieht es mit moderatem Trinken aus? Moderates Trinken scheint gegen Herzerkrankungen zu schützen – vermutlich auch wegen der blutverdünnenden Wirkung sowie auch des Gehaltes an Resveratrol in Wein. Allerdings wurde herausgefunden, dass auch schon ein gemässigter Alkoholkonsum das Krebsrisiko erhöhen kann. Die WHO schreibt auf ihrer Homepage: «Von einer gesundheitlich unbedenklichen Menge an Alkoholkonsum kann nicht die Rede sein. Egal wie viel man trinkt – das Risiko für die Gesundheit beginnt schon beim ersten Tropfen jedes alkoholischen Getränks. Das Einzige, was wir mit Sicherheit sagen können, ist: Je mehr man trinkt, desto schädlicher die Wirkung – oder anders ausgedrückt: Je weniger man trinkt, desto sicherer ist man.»
Nicht alkoholische Lebererkrankungen
Die häufigste Ursache der Fettleber ist nicht Alkohol, sondern die nicht alkoholische Fettlebererkrankung. Manche mögen sich an die Doku «Super size me» erinnern, in der der Hauptdarsteller sich einen Monat lang nur von McDonald‘s ernährt hat. Schwedische Wissenschaftler haben daraufhin dieses Experiment nachgestellt. Da zeigten sich erhöhte Leberfunktionsparameter bei 75 % der Probanden schon nach einer Woche. Der beste Weg, einer Fettleber vorzubeugen, scheint somit das Vermeiden einer übermässigen Aufnahme von Kalorien, Cholesterin, gesättigtem Fett und Zucker zu sein.
Wie schütze ich meine Leber?
Sie können Ihre Leber stärken, indem Sie den Tag mit einer Schüssel Haferbrei und Kaffee beginnen. Der Verzehr von Vollkorngetreide scheint eine schützende Rolle bei Patienten mit nicht alkoholischer Fettleber einzunehmen, dies das Risiko einer Leberentzündung senkt. Weitere Untersuchungen ergaben, dass Menschen, die am meisten Kaffee trinken, im Vergleich zu denen, die am wenigsten tranken, ein nur halb so hohes Risiko für Lebererkrankungen hatten. Ein Konsum von bis zu 5 Tassen Kaffee pro Tag scheint hier also eine protektive Wirkung zu haben.
Zusammenfassung
Bei Lebererkrankungen ist – so wie bei den meisten anderen Erkrankungen – vorbeugen das beste Mittel. Die gravierendsten Leberprobleme wie Leberkrebs, Leberversagen und Leberzirrhose beginnen meist mit einer entzündeten Leber. Entzündung kann durch eine Infektion oder durch eine Ansammlung von Fett entstehen. Vermeiden Sie den übermässigen Konsum von Alkohol, Kalorien, Cholesterin, gesättigten Fetten und Zucker. Und gönnen Sie sich am Morgen eine köstliche Schüssel Haferbrei mit einem guten Kaffee.
Gesundheit!
(1) «How not to die», von Dr. Michael Greger (Buch Tipp)
Zur Person
Lukas Hinterhuber ist Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Geriatrie. Sein Themenschwerpunkte sind neben der Geriatrie die Gastroenterologie und die Ernährungsmedizin. Er arbeitet am Landesspital in Vaduz als Leiter der Abteilung für Akutgeriatrie sowie in einer Praxis in Tirol.